1669 Wohin geht die Reise?
Mein Atem dreht sich noch ein paarmal im Brustkorb und
rasselt dort ein wenig.
Dann ist Sendepause, denn mein Geist erinnert sich an seinen
Schrecken.
Was ist, wenn alles ganz anders ist, als ich es sehe? Vor
allem mein Leben? Wenn ich mir die ganze Zeit eine eitle Version zusammenlüge?
Wenn meine Liebe zum Zwischenstadium zwischen Traum und Wachen dem leichteren
Selbstbetrug dient? Wenn meine Schreiberei nicht für Selbsterforschung und
Beobachtung, sondern für Manipulation und Trickserei steht? Und für eine
Angeberei, die selber nicht merkt, wie deplatziert, auffällig und
selbstentlarvend sie ist? Und meine Formulierungen dem Geschnörksel auf Tand
gleicht und meine Freude darüber dem Gekicher eines echten Idioten?
Ich fürchte, wenn ich runtertauche, könnte ein Stein auf
mein Auge fallen.
Es geht um den Kern! Ist in mir eine unkontrollierte
Kernspaltung im Gange? (siehst du! Ich lenke ab! Ich blase auf! Ich verneble,
werde pathetisch und ungenau!)
Ein Geist, der nicht arbeitet, sondern bloß spazieren geht.
Ein Herz, das nicht liebt, sondern bloß pumpt. Eine Seele, die nicht fühlt,
sondern bloß wandert. Ein Leib, der nicht lebt, sondern bloß vegetiert als
Corpus delicti (seht ihr! Was habe ich vorher gesagt!). Ein Humor, der bloß
Schmäh führt. Ein Ernst, der bloß finster dreinschaut. Ein Schwanz, der bloß
als Nabelschnur gebraucht wird. Eine Selbstbezichtigung, die bloß der Abwehr
von Kritik dient. Offenbarungen, die bloß für eine Täuschung herhalten müssen.
Freundlichkeit, die als Falle ausgelegt wird. Honig, der nur ums Maul
geschmiert wird. Sätze, die bloß zur Verwirrung geschrieben werden.
Weiß man schon, wohin die Reise geht? Nañ? Stell ma sich a bissl blöd?
(19.12.2019)
©Peter Alois Rumpf,
Dezember 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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