1501 Die indirekte Welt oder: einstürzende Altbauten
Heute bin ich in einer indirekten Welt. Das Licht kommt
indirekt durch Lichtschacht und Rollo herein, ähnlich die Geräusche. Ich sitze
optisch und akustisch sozusagen um die Ecke. Es klopft an der Tür – aber nicht
bei mir. Rundherum ist einiges los, aber nicht in meinem Zimmer. Ich bekomme es
mit, bin aber nicht betroffen. Nicht direkt.
Indirekt schon: die heftige Bohrmaschinenarbeit irgendwo
unten im Haus schickt Vibrationen aus, die mein Körper spürt und aufnimmt und
am Rande meines Bewußtseinshorizontes leichte Bedrohungsgefühle auslöst. Aber ich
will im Bett sterben, auch wenn das Haus, ein Altbau, einstürzt. Darum stehe
ich nicht auf.
Ich warte, bis die Tageskinder schlafen gegangen sind, dann
gehe ich hinunter, um mir ein Frühstück zu machen. Jetzt ist es 11:37. Das kann
noch gut bis 13h dauern.
Ich liege im Bett, habe aber schon viel erlebt und – vor
allem – gehört. Zum Beispiel singt jetzt eines der Tageskinder.
(11.9.2019)
©Peter Alois Rumpf, September 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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