1492 Schwerfälliger Aufbruch
Was hält mich vom Aufstehen zurück? Achja: Überforderung.
Ich hatte mir für heute vorgenommen, die Druckerpatrone auszutauschen und weiß
nicht mehr, wie das geht. Und auch nicht, wo ich die Beschreibung hingegeben
habe. Ich bin ja noch aus der Generation, wo man als Kind Geräte und Maschinen
nicht anrühren durfte, weil man sie „eh nur kaputt macht“. (Klingt ganz falsch
bei einem Drucker von einer Maschine zu sprechen; warum? Sind uns unsere Geräte
viel näher, als wir glauben? In die Familie aufgenommene Maschinen?)
Ich stärke mich mit einem frugalen Frühstück und dann gehe
ich es an.
Ich habe mein Vorhaben erledigt und sitze bei Kaffee und
Zeitung. In den letzten Tagen umschleicht mich unglaubliche Müdigkeit. Ich könnte am Kaffeehaustischchen einschlafen. Meine
Seele scheint erschöpft. Nicht einfach so, sondern rechtschaffen nach schwerer
Seelenarbeit. Ich werde mich nicht gegen die Müdigkeit wehren, sondern bald
nach Hause gehen und mich hinlegen.
Es kribbelt an meinem Hinterkopf bis zum Hals, und nach
einiger Zeit bis zum Hintern hinunter als regelrechter Schauder, der mich
durchschüttelt und durch den ganzen Körper geht.
Jetzt sitzt das dumpfe Kribbeln (also nicht spitz, sondern
leicht moussierend) hinten im Genick am Halsansatz und dehnt sich nicht mehr
aus.
Der Jazz ruft eine andere Zeit herauf (hat damals das
Wünschen noch geholfen? Es scheint mir so, aber das kann nicht sein!).
Der Wind kommt ein wenig zur offenen Tür herein und bewegt
die langen, langen Blätter einer mir unbekannten Pflanze. Bis zu mir kommt er
nicht.
Schwerfälliger Aufbruch.
(4.9.2019)
©Peter Alois Rumpf, September 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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