1453 Depression
Die eine Kellnerin pflegt sich bei der Bestellung so resolut
neben mich zu stellen, als würde sie mich ohrfeigen, wenn ich eine falsche
Bewegung mache (Rapid Eye Movement). Die andere, die zarte, setzt ein
abweisendes Gesicht auf, wie die eine meiner Töchter, die zur Zeit auf mich
nicht gut zu sprechen ist. Aber das ist alles ganz in Ordnung und für mich ein
Abenteuer.
Nachdem mich am Donnerstag Trauer, aber seit gestern und vor
allem am heutigen Tag eine ordentliche Depri im Griff hat – ich komm damit
schon zu recht – trage ich das Leiberl mit der Aufschrift „sterblich“, um mich
daran zu erinnern, daß ich sterblich bin, und mich zu fragen, ob sich diese
Depri angesichts des Todes auszahlt und um überhaupt die Proportionen zurecht
zu rücken, aber auch, um die anderen an ihre Sterblichkeit zu erinnern, bevor
sie mir Niedergeschlagenem gegenüber sich üppig, frech oder unverschämt zu
benehmen trauen.
Depression heißt nicht, daß man nur traurig ist – traurig
geht noch; das ist ein angemessenes Gefühl und Empfinden – die halte ich
besonders mit schöner Musik gut aus. Nein, das was einen fertig macht, ist
vielmehr das Gefühl, überflüssig, sinnlos, ein Versager zu sein, der sein Salz
(das er verbraucht) nicht wert ist. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Diese
Wertlosigkeit empfinde ich als einen ungeheuren Druck, den ich körperlich spüre
und der jedes Aufrichten, jedes vom Sessel Aufstehen zur größten körperlichen
Anstrengung macht, als einen Schmerz, der einen komplett einhüllt.
Was soll's: Universum und Natur werfen ihre Geschöpfe aus
und dann schauen sie, ob was wird. Nur ist es ihnen völlig egal. Gottseidank!
(10.8.2019)
©Peter Alois Rumpf, August
2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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