Sonntag, 11. August 2019

1453 Depression


Die eine Kellnerin pflegt sich bei der Bestellung so resolut neben mich zu stellen, als würde sie mich ohrfeigen, wenn ich eine falsche Bewegung mache (Rapid Eye Movement). Die andere, die zarte, setzt ein abweisendes Gesicht auf, wie die eine meiner Töchter, die zur Zeit auf mich nicht gut zu sprechen ist. Aber das ist alles ganz in Ordnung und für mich ein Abenteuer.


Nachdem mich am Donnerstag Trauer, aber seit gestern und vor allem am heutigen Tag eine ordentliche Depri im Griff hat – ich komm damit schon zu recht – trage ich das Leiberl mit der Aufschrift „sterblich“, um mich daran zu erinnern, daß ich sterblich bin, und mich zu fragen, ob sich diese Depri angesichts des Todes auszahlt und um überhaupt die Proportionen zurecht zu rücken, aber auch, um die anderen an ihre Sterblichkeit zu erinnern, bevor sie mir Niedergeschlagenem gegenüber sich üppig, frech oder unverschämt zu benehmen trauen.

Depression heißt nicht, daß man nur traurig ist – traurig geht noch; das ist ein angemessenes Gefühl und Empfinden – die halte ich besonders mit schöner Musik gut aus. Nein, das was einen fertig macht, ist vielmehr das Gefühl, überflüssig, sinnlos, ein Versager zu sein, der sein Salz (das er verbraucht) nicht wert ist. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit. Diese Wertlosigkeit empfinde ich als einen ungeheuren Druck, den ich körperlich spüre und der jedes Aufrichten, jedes vom Sessel Aufstehen zur größten körperlichen Anstrengung macht, als einen Schmerz, der einen komplett einhüllt.

Was soll's: Universum und Natur werfen ihre Geschöpfe aus und dann schauen sie, ob was wird. Nur ist es ihnen völlig egal. Gottseidank!








(10.8.2019)










©Peter Alois Rumpf,  August 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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