1448 Ich bin nackt
Es ist schön, die Landschaft zu sehen und den frischen,
optimierenden Geruch des frühen Morgens hoch oben am offenen Fenster einatmen
zu können.
Ich höre den Fluß rauschen und ein wenig nimmt er mich mit,
sodaß ich ins Dösen gerate. Der Autolärm jetzt zur Morgenzeit kommt mir ganz
unwichtig vor, obwohl er so wichtig und notwendig tut. Ich nehme ihm das nicht
ab!
Zwei, drei, oh Gott! Die Tür aufgemacht und dann wieder
alles aus der Hand gegeben und eingeschlafen. Ein Bagger schleift und kratzt
über Gestein. Ob die Last im Rucksack zu schwer ist? Ich muß im Zimmer bleiben.
Ich bin nackt. Die Arbeitsgeräusche kommen immer näher. Lompetus? - welcher Ort
soll das sein? Kann auch eine untergegangene antike Anlage sein. Ich höre
hinter dem immer stärker werdenden Baggerlärm Kirchenglocken, aber ich fürchte,
es sind nur Kollateralschwingungen des Arbeitslärms und wollen mir nichts
sagen.
Irgendeine vage, weibliche Gestalt tanzt vor mir – ich weiß
nicht: zieht sie sich schon an oder zieht sie sich erst aus? Das „He!“ eines
Arbeiters beendet die Vision. Wo bleibt meine Frau? Typischer kann der
Arbeitslärm gar nicht sein.
Unter seniler Bettflucht leide ich nicht. Irgend ein Gestein
jammert erbärmlich auf. Kein Wunder, wenn „unsere“ Erde so gequält wird.
(7.8.2019)
©Peter Alois Rumpf, August
2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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