1452 Nein
Den Übergang vom Land zur Stadt zu beschreiben gelingt mir
nicht:
der unschuldig versäumte Bus und meine Gelassenheit zuerst
und mein Geschimpfe später und mein Bedauern über mein Aufregen noch später?
Beschreiben? Nein.
Meine Trauer beim Ankommen in der Stadt? Beschreiben? Nein.
Gleich den Alltagsstress? Beschreiben? Nein.
Meine Text-Fehler-Korrektur und Überarbeitungspläne?
Beschreiben? Nein.
Die Männer, die sich in den Glastüren und Fenster spiegeln?
Beschreiben? Nein.
Die vorbeigehenden Frauen und ihre Hintern? Beschreiben?
Lieber nicht.
Die Musik im Lokal? Beschreiben? Nein.
Meinen ausufernden Kaffeekonsum? Beschreiben? Nein.
Das schöne Sonnenlicht auf den Hauswänden über der Gasse?
Beschreiben? Nein.
Den stolzen Gang der Kellnerin? Beschreiben? Nein.
Jetzt die Musik im Lokal? Beschreiben? Nein.
Irgendetwas aus meiner Zeitungslektüre? Beschreiben? Nein.
Meine zunehmende Verlegenheit? Beschreiben? Nein.
Die Wahnsinnstrauer, die mich nun überfällt? Beschreiben?
Nein.
Die große, große Leere zwischen den Gegenständen?
Beschreiben? Nein.
Der Schmerz hinter und zwischen meinen Augen? Beschreiben?
Nein.
Mein Verstummen? Beschreiben? Nein.
Mein mühsames Aufstehen gegen ein immenses, niederdrückendes
Gewicht? Beschreiben? Nein.
Kurze Entspannung, Wirbel drinnen, Wirbel draußen?
Beschreiben? Nein.
Wieder die unsägliche Trauer, nachdem ich die Zeitung
weggelegt habe? Beschreiben? Nein, es lohnt nicht.
Sagen wir es so: Bedeutungslosigkeit mit Landschaft ist
schöner als Bedeutungslosigkeit ohne Landschaft. Natürlich stimmt der Satz auch
nicht wirklich.
(9.8.2019)
©Peter Alois Rumpf, August 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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