Sonntag, 11. August 2019

1450 Auf dem Anger


Mitten auf dem Anger des Hauptplatzes unter einem Ahorn oder ahornblättrigen Was-Weiß-Ich-Was im Liegestuhl das Stadtgeschehen beobachtend, den regen Autoverkehr vor allem vor, aber auch hinter mir, nicht ganz so bequem wie es ausschaut, weil die Holzleiste der rechten Arlmlehne der Liege mit meinem schreibenden Arm nicht so ganz zusammenpaßt, aber bei angenehmer Temperatur mit leichten, wohltuenden Brisen, vorbeiwandelnde Touristinnen und eilende Männer – vielleicht einheimisch. Manche reden vom Essen, eine Ameise untersucht meinen Unterarm (wo kommt die so schnell her?), tusch, tusch Autotüren, Motorstarten, vorbeiheulen (Autos sind immer laut).
Eine junge fünfköpfige Familie zieht vorbei. Ortsansässige Pensionisten, eine blonde Gartenarbeiterin (Gemeinde?) mit Scheibtruhe, dicke Weiber mit Rezepten in der Hand verschwinden im Eingang zur Apotheke. Der Bus nach Horn (886) fährt leise ab. (!)
Ein Bärtiger mit ansehnlichen Bauch, den er würdevoll vor sich her trägt – da er in den 1926 stillgelegten siebenundfünfzig Meter tiefen Brunnen schaut offensichtlich ein Tourist.
Ein HO-Auto mit schepperndem Anhänger. Eine wirklich sanfte Brise schaukelt die Bäume und Büsche, indem sie langsam über den Platz wandert und dabei auch meine nackten Unterschenkel streift. Fahrradtouristen brechen nach einer ausgiebigen Rast unter den Linden. Und Kastanienbäumen auf und fahren Richtung Westen, während ganz oben ein Flugzeug dröhnt.
Eine feste Frau ganz in weiß mit einer weißen Schachtel kommt aus der Apotheke, gibt die Schachtel in ein Auto und kehrt wieder in die Apotheke zurück.
Ein Auto parkt nah und frisch arschlings zum Geschäft ein, während ein anderes nach dem Einkauf (seines Herrl oder Frauerls natürlich) zuerst arschlings raus aus dem Parkplatz und dann ganz normal wegfährt.
Schachtel scheinen hier popülär zu sein, denn ein Mann mit einer solchen unterm Arm und eine Frau mit einer Tenniszeugstasche umgehängt verschwinden im Hauseingang des Sparkassenhauses.
Es werden viele Autotüren geklescht, viele Motoren gestartet, viele Autos vorbeigefahren, viele aus und ein geparkt.
Eine große Gruppe Stockwanderer kurvt herein und schaut den Brunnen hinunter, aus dessen Tiefe schon einige Pflanzen und Bäume wachsen. Auf die Frage ihres Anführers, ob alle brav waren, antwortet eine: „nein, die sowieso ist ins Wirtshaus abgebogen.“ Der Anführer mit Cowboyhut erklärt die Stadt: er sagt. „Gasthaus, Kaffeehaus, Eissalon“ und zeigt dabei in die jeweilige Richtung.

Der Brunnen ist wieder freigegeben und ich werde jetzt hingehen und hinunterschauen und dann meinen Standort wechseln.










(8.8.2019)









©Peter Alois Rumpf,  August 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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