1450 Auf dem Anger
Mitten auf dem Anger des Hauptplatzes unter einem Ahorn oder
ahornblättrigen Was-Weiß-Ich-Was im Liegestuhl das Stadtgeschehen beobachtend,
den regen Autoverkehr vor allem vor, aber auch hinter mir, nicht ganz so bequem
wie es ausschaut, weil die Holzleiste der rechten Arlmlehne der Liege mit
meinem schreibenden Arm nicht so ganz zusammenpaßt, aber bei angenehmer
Temperatur mit leichten, wohltuenden Brisen, vorbeiwandelnde Touristinnen und
eilende Männer – vielleicht einheimisch. Manche reden vom Essen, eine Ameise
untersucht meinen Unterarm (wo kommt die so schnell her?), tusch, tusch
Autotüren, Motorstarten, vorbeiheulen (Autos sind immer laut).
Eine junge fünfköpfige Familie zieht vorbei. Ortsansässige
Pensionisten, eine blonde Gartenarbeiterin (Gemeinde?) mit Scheibtruhe, dicke
Weiber mit Rezepten in der Hand verschwinden im Eingang zur Apotheke. Der Bus
nach Horn (886) fährt leise ab. (!)
Ein Bärtiger mit ansehnlichen Bauch, den er würdevoll vor
sich her trägt – da er in den 1926 stillgelegten siebenundfünfzig Meter tiefen
Brunnen schaut offensichtlich ein Tourist.
Ein HO-Auto mit schepperndem Anhänger. Eine wirklich sanfte
Brise schaukelt die Bäume und Büsche, indem sie langsam über den Platz wandert
und dabei auch meine nackten Unterschenkel streift. Fahrradtouristen brechen
nach einer ausgiebigen Rast unter den Linden. Und Kastanienbäumen auf und
fahren Richtung Westen, während ganz oben ein Flugzeug dröhnt.
Eine feste Frau ganz in weiß mit einer weißen Schachtel
kommt aus der Apotheke, gibt die Schachtel in ein Auto und kehrt wieder in die
Apotheke zurück.
Ein Auto parkt nah und frisch arschlings zum Geschäft ein,
während ein anderes nach dem Einkauf (seines Herrl oder Frauerls natürlich) zuerst arschlings raus aus dem Parkplatz und dann ganz normal wegfährt.
Schachtel scheinen hier popülär zu sein, denn ein Mann mit
einer solchen unterm Arm und eine Frau mit einer Tenniszeugstasche umgehängt
verschwinden im Hauseingang des Sparkassenhauses.
Es werden viele Autotüren geklescht, viele Motoren
gestartet, viele Autos vorbeigefahren, viele aus und ein geparkt.
Eine große Gruppe Stockwanderer kurvt herein und schaut den
Brunnen hinunter, aus dessen Tiefe schon einige Pflanzen und Bäume wachsen. Auf
die Frage ihres Anführers, ob alle brav waren, antwortet eine: „nein, die
sowieso ist ins Wirtshaus abgebogen.“ Der Anführer mit Cowboyhut erklärt die
Stadt: er sagt. „Gasthaus, Kaffeehaus, Eissalon“ und zeigt dabei in die
jeweilige Richtung.
Der Brunnen ist wieder freigegeben und ich werde jetzt
hingehen und hinunterschauen und dann meinen Standort wechseln.
(8.8.2019)
©Peter Alois Rumpf, August 2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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