Mittwoch, 31. Juli 2019

1436 Ich habe eine Affäre mit meinem Notizbuch


Obwohl ich mir gerade denke: nicht schon wieder so einen Halbschlaftext! greife ich genau in diesem Setting – im Bett hockliegend, gerade aufgewacht, noch voll verschlafen – zum Notizbuch und die Augenlider werden schon schwer und schwerer und bald werde ich eingeschlafen sein.

Ja, die erste Post-Schlaf-Schlafphase habe ich schon hinter mir, aber oh weh! - die Träume habe ich alle zurücklassen müssen. Auf zum zweiten Streich!

Jetzt habe ich in meinem Notizbuch endlich den Ich-akzeptiere-die-Geschäftsbedingungen-und-lasse-Cookies-zu-Button gefunden und angeklickt. Jetzt sollte ich halt wissen, was Cookies sind und wie die analog ausschauen könnten und was die tun.
Die Katze popt up, äh, springt mit einem kurzen Miau auf mein Bett, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und will gestreichelt werden. Ich tue wie verlangt.

Irgendwas mit meinem Vater. Als ich den Kugelschreiber, der mir aus der Hand gefallen ist, suche, habe ich schon alles wieder vergessen.

„Der Harald ist auch ...“, sagt meine Frau. Moment! Wer ist Harald?!

Wieder eingeschlafen. Drüben ruft mich ein Liebhaber meiner Frau an (ich lese, herüben, gerade ein ausgezeichnetes Buch über die Macht der Affäre von Esther Perel) und … pah! ist das herrlich, in meiner Hitzekleidung: kurze Hose, nackte Beine, Sandalen (just!) und so - durch die abgekühlte Luft zu gehen, während leichte Brisen den Erfrischungseffekt angenehm verstärken!

Bitte, liebe(r) ?, bleib noch auf der anderen Seite, ich will das da noch putzen.

Ist das schon Seattle?

Und jetzt? Jetzt geht die Katze; war ihr Seattle zu viel? Ich mit meiner Streichlerei zu aufdringlich oder zu fad?

Wir sitzen da beim Bankomaten ziemlich dicht beisammen. Ich strecke die Beine aus und lege mein Notizbuch unabsichtlich auf meinen morgendlichen Schwanz. Der leichte Druck auf meinem Ding gefällt mir und so lasse ich es und überlege, was das für Auswirkungen auf meinen Text haben könnte. Ein Titel dafür fällt mir ein: 1436 „Ich habe ein Affäre mit meinem Notizbuch“ …
Ich ziehe die Beine wieder an, denn so kann ich einfach bequemer schreiben.

Die Katze putzt sich geräuschvoll unter meinem Gewandablagesessel.

Mit zwei rundlichen Leuten in unserer oberen Badewanne; ich kann nicht einmal feststellen, ob es Männer oder Frauen sind – schon ist die Szene wieder weg.

Die größte Tierherde Österreichs verschwindet in der zweiten Dimension (oder ist das die fünfte? die sechste?), also ich meine: drüben halt; nachdem ich feststellen mußte, daß ich die halbe Seite drüben vollgeschrieben habe, und hier diese neue Seite leer ist.

Können wir uns langsam auf Aufstehen und Frühstück einigen?

Mir kommt die Idee zu einer Art Philosophie und Lebenshaltung: den Panerotizismus: alles ist erotisch (ja, ja, ich geb's ja zu: alles wird erotisch aufgeladen, die sichtbare und die unsichtbare Welt; nicht ungefährlich! - je nachdem, was man mit Eros meint).
(Hätte auch nicht gedacht, daß ich wieder einmal da lande, nachdem ich mich vor kurzem noch über so etwas lustig gemacht habe.)

Soll ich mich noch einmal in Schlaf und Traum fallen lassen? Vielleicht rutsche ich dabei in eine andere Rille. Oder ist es mir eh so recht?

Einigen wir uns darauf: es ist schön zu leben und sich an allem zu erfreuen? Ansonsten: wir werden sehen.










(31.7.2019)











©Peter Alois Rumpf  Juli 2019  peteraloisrumpf@gmail.com



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