1428 Strecket die Knie!
Die Holzlamellen meiner kleineren Zweitjalousie leuchten,
als wären sie sonnenbeschienen; aber das kann nicht sein, denn hier gibt es um
diese Morgenstunde niemals Sonne.
Auch am Fußboden unterm Schreibtisch befindet sich etwas,
das wie direktes Sonnenlicht ausschaut. Ich schreibe – wie bevorzugt – mit
angezogenen Knien im Bett.
Nachdem ich mich an den Sonnenfleckenerscheinungen satt
gesehen habe, lasse ich meinen Blick über mein Bücherregal wandern; mein ganzer
Stolz, das mir die Illusion aufrecht erhält, bedeutend und gebildet zu sein.
Ich liebe diesen Anblick, ich lasse meinen Blick liebevoll
über die Bücher und Gegenstände gleiten, selbst, daß dem etwas Provisorisches
anhaftet, liebe ich. (Einmal, da werde ich das Ganze wie eine richtige
Bibliothek ordnen, und dann werde ich loslegen!)
Ein mildes Lächeln überkommt mich bei so viel Phantasterei.
Aber über meine Liebe zum Wissen brauche ich mich nicht
lustig machen – die gehört zu meinen guten Anteilen.
In meiner linken großen Zehe kribbelt es. Ich schicke meine
Aufmerksamkeit hin und das Kribbeln vergeht. Ich wende die Aufmerksamkeit dem
Schreiben zu, und das Kribbeln ist wieder da.
Krimireste schwimmen durch meinen Geist und fast bekomme ich
ein schlechtes Gewissen deswegen, aber rechtzeitig fällt mir ein: ich bin ja in
Pension!
Ich will das Internet starten, da merke ich: ich rutsche
wieder in Träume, denn ich habe nur ein offenes Notizbuch vor mir und kein
Laptop. „Nur“ heißt hier „ausschließlich“ und nicht „bloß“.
An meiner Schädeldecke beginnt ein leichtes, undeutliches
Pulsieren.
Für diese Morgenstunde ist es schon recht heiß und die
Müllabfuhr beginnt gerade mit ihrer Arbeit.
Den Geräuschen in der Küche nach ist unsere Tochter
heimgekehrt (Irrtum!). Jetzt hört es sich an, als würde ein starker Wind über
das Land gehen, aber dem ist nicht so.
Oh! Da muß ich aber ganz tief in eine falsche Traumwelt
geraten sein, denn mir hat von blauen Hütteldorfern geträumt!
„Pein allein hilft nicht weiter“ wird mir soeben eine – wie
mir scheint – sinnvolle Lebensregel zugeschickt.
Ein bekannter Kommissar und Journalist (hä?) ignoriert
tagelang seine Post und läßt sie in der Innentasche seiner Aktentasche stecken.
„Strecket die Knie!“
„Verbeuget euch!“
„Real renthal!“ wäre der nächste mir von den Göttern
zugeraunte Spruch. („Raunen ohne Runen“ - meine treuen Leserinnen wissen: das
kann nur von mir sein.)
Soll ich aufstehen, damit ich nicht weiter diesen Stuß schreibe?
(„Stuß“ aus dem Jiddischen aus dem Hebräischen.)
Hans Moser korrigiert einen seiner Sätze. Welchen, das weiß
ich nicht mehr; der ist schon ein paar Ewigkeiten früher gefallen.
Hier, in der ganz realen Welt, will ich wissen, wieviel der
Falter kostet. Das hindert mich aber nicht daran, wieder einzuschlafen.
Eine Frau mit … ordentlich.. … wälzt sich … - das reicht
schon, um bestraft zu werden (wie? Vergessen).
Ich hebe (im Taum!) mein Notizbuch hoch wie der Priester in
der Messe das Evangelium oder die Hostie (wäre schon wichtig, ob Präsentation,
Opferung/Offerierung oder Wandlung!).
Wie wärs mit Frühstück?
Es ist so schön im Bett!
Aus dem Museum aufgewacht steh ich in Graz vor der
Erzherzog-Johann-Brücke, auf der 8020iger Seite (wie es sich geographisch
gehört).
„Die Ehre vom Gegner in Graz ist unbekannt.“ Aha.
Ich komme mit dem Verdächtigen nicht mehr nach!
„Wer schneidet sich schon ohne Schuldgefühle die Pulsadern
auf!“ Hmm.
So! Jetzt wird es unappetitlich! Aufstehen!
Vorschlag: wir machen Schluß mit dem Hin und Her und legen
uns jetzt entweder richtig flach hin zum Schlafen oder stehen auf.
(24.7.2019)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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