Freitag, 19. Juli 2019

1418 Ich vertage die Nachforschung („Sweetness! Sweetness!“)


Der Ventilator dreht sich. Rechts von mir reden sie miteinander, links von mir gaffen und arbeiten sie in die Laptope. Das Klacken der Tasten tönt lauter als mein Stift auf dem Papier – gut, das ist jetzt keine was-weiß-ich-wie-großartige Beobachtung (und mit den Ohren beobachtet!).
Gesang, Gläsergeklirr, Gerätepiepsen, Stimmen, Autoverkehr, ein Pfiff, noch ein Pfiff mischen sich dazu. Schatten wandern die Wand entlang (wandern – Wand? - hä?), wenn es nicht schon eilen ist. Ein Mann – einer von der Sorte, die ich heimlich zu verachten pflege (und unheimlich fürchte) – kommt herein und starrt unbeirrt auf die Speisenanzeigetafel. Dann bestellt er bei der resoluten Kellnerin, die sich neben ihn stellt.
Die Musik – vorhin noch gitarresk – wird gitarrenlos und fad. Mein Kaffee ist längst ausgetrunken – ich warte noch mit einer neuen Bestellung (vielleicht plötzlich reich?).
T-shirtmäßig tue ich so, als wäre ich nicht erreichbar: eine kontraindikatorische Intervention (gibt’s das überhaupt?).

Ich lege die Brille auf den Tisch um besser sehen zu können (nur ganz kurz, denn um diesen Satz aufschreiben zu können, muß ich sie wieder aufsetzen).
Plötzlich riecht es nach einer Chemikalie – wart! wart! ich kenn sie! - … eine Farbe? Ich kenne den Geruch, komme aber nicht drauf. Lack? Die Farbe für die Straßenmarkierungen?

Ein Laptoper geht. Eine Laptoperin streckt immer wieder ihren Oberkörper um sich aufzurichten. Eine andere ist zum Smartphone übergewechselt.
Der Lackgeruch fängt an, mich zu berauschen; meine Wahrnehmung ändert sich und mir wird schummrig.

Auch ich setze mich so, daß ich aufrechter bin. Der Geruch nach Katzenfutter kann nur eine Halluzination sein, oder bestenfalls ein Kollateralgeruch aus irgendeiner Vermischung.

Ich starre zu den fünf Bildern ohne sie anzuschauen. Ein venezianisches Segelschiff habe ich kurz für einen schlanken Dinosaurier gehalten.

Jetzt ein uralter Hit, den ich kenne, aber nicht mehr weiß, von wem und wie er heißt. Die Byrds? Oder die Birds? Keine Ahnung, jedenfalls bin ich erst vor kurzem akustisch über diesen Song gestolpert. Ich vertage die Nachforschung.

Am Heimweg zu Fuß singe ich auf der Straße – innen inbrünstig, außen doch ein wenig verhalten - „Sweetness! Sweetness!“ während mir meine Ohrenstöpsel das Original von „Bigmouth Strikes Again“ von den Smiths mit ordentlicher Lautstärke vorspielen.









(18.7.2019)








©Peter Alois Rumpf  Juli 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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