1415 Just do it
Ich schaue mich um und um: nach Menschen, Dingen, Energie,
Themen zum Schreiben. Nachdem ich heute einen schweren Text doch leicht und
flott erledigt habe, bin ich ganz zufrieden.
Die junge Frau neben mir, schön wie eine indische Göttin,
schreibt am Laptop und zieht von Zeit zu Zeit ihren Rotz in der Nase auf. (Ich
gestehe: ich übertreibe: hauptsächlich ist es Luft: schätzungsweise nur zehn
Prozent Rotz.)
Die junge, aber schon große Platane draußen vorm Fenster
grünt und blättert ständig in Superzeitlupe kleine Stückchen ihrer Rinde ab.
Direkt sehe ich sie nicht herabfallen, sondern denke es mir nur.
Die Musik ist gerade sanft und elegisch und beruhigt sogar
das Geschirrgeklapper.
Eine Brise kommt zur Tür herein und hebt die obere, rechte
Ecke der Titelseite des Standard und läßt sie dann wieder niedersinken.
Eine Frau von draußen kommt herein und photographiert die
kreidebeschriebene Speisenanzeigetafel, während eine Küchenmitarbeiterin mit
ihrem T-Shirt - beschrieben mit „Just do it“ - durchs Lokal geht. Auf meinem
Leiberl steht just „Lautstärke!“.
Lästige Akkordeonmusik scheint sich auf der Straße zu
nähern. Jetzt hört man auch Trommeln. Aus nun sichtbarer Nähe sind es Djambe
und Tamburin, und das Akkordeon stellt sich als aufgepflanzte Mundharmonika
heraus.
(15.7.2019)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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