1405 Warten auf den Reparateur
Sommernachmittagshitze; ich sitze in der angenehmen Wohnung
und warte auf den Reparateur. Ich liebe es, wenn alle schwimmen, raus, am Meer,
in der Karibik oder so sein wollen, in der Wohnung zu sitzen. Lesen, schreiben,
Musik hören, Filme schauen. Wirklich, auch wenn die Waschmaschine nicht kaputt
wäre, und ich nicht auf den Reparateur warten müßte, würde ich als … richtiger
Stubenhocker (so wurde ich in meiner Kindheit beschimpft; Wissens-schaftler,
-liebhaber (Philosoph) wäre angemessener gewesen) hier sitzen.
Ich strecke meine Fühler und Sinne aus, was ich rundherum
alles wahrnehmen kann; und horche, schaue, fühle auch nach innen.
Die Welt ist randvoll mit Zeug, und auch mit Entitäten, die
ich nicht bezeugen kann. Randvoll mit Wesen, Geräuschen, Schwingungen, Wellen …
So eine stille Intensität kann laut, raumfüllend und überwältigend sein.
Aus einem solchen Setting gehe ich glücklich und als Liebender
hinaus, liebe die Menschen beim Einkaufen und sage mit nicht allzu aufdringlich
leuchtenden Augen freundliche Worte.
Jetzt strecke ich meine Beine aus und lege mich auf die
Couch, schau durch die offene Tür ins Nebenzimmer, zum Fenster hinaus und auf die
sonnenbeschienene Hauswand des gegenüber liegenden Hauses, vergleiche Art und
Intensität des Glitzerns der Mauer im Sonnenlicht mit dem der Innenwände,
Fensternischen, am Holz des Hochbettes, an der seit Urzeiten provisorisch
angemalten Tür, an deren Beschlägen und Schrauben, an Metall, Glas, Porzellan,
Plastik, an Papier, Haut, Stoff, Leder …
Alles, das existiert, glitzert. Haare nicht zu vergessen,
menschliche, tierische … und selbst die Spuren der Regentropfen auf den
ostseitigen, ungeputzten Fenstern, ungewöhnlich und erst in letzter Zeit
häufiger, daß der Regen aus Süd-Ost kommt.
(4./8.7.2019)
©Peter Alois Rumpf Juli 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite