1401 Kein Superweiser in der Hitze
Heimlich dirigiere ich unten beim Tageskinderoratorium mit.
Von heroben. Im Bett Polster unterstützt einigermaßen aufgerichtet liegend
verfolge ich das Geschehen – selber schwankend zwischen Traum und Wirklichkeit
– und greife gedanklich und geistig ein: ich gebe da mehr Tempo, nun
verlangsame ich, ich deute einer Gruppe an, sich deutlicher herauszuarbeiten
und dann beruhige ich wieder das gesamte Orchester und fordere sie mit
geistigen Gesten zur Zurückhaltung auf
(es ist ein Klangkörper, der eher zu ordentlicher Lautstärke neigt). Und
nicht vergessen! - auch Gedanken sind Energie.
So vergeht der Vormittag. Die sichtbare Dirigentin in der
Wirklichkeit unten ist natürlich meine Frau, aber ich bin der Überblicker, der
Supervisor, der Episkopos. Ich bearbeite die und von der anderen Seite, die
verborgene, die jenseits der Grenze der Vernunft (es ist ja auch verdammt
heiß!) und die Gesamtschau von oben. Durchaus wirklich und eine anstrengende
Arbeit!
Obwohl „Überblicker“ falsch ist, denn ich sehe nichts, ich
höre nur. Überhörer, Superauditor, Epiakroates wäre richtiger, wiewohl des
Hörens Ergebnis eine Art Bild ist (der Sehsinn ist so dominant!) Trotzdem:
nicht „Bischof“, sondern „Pfiakraut“.
Nun will ich von oben die Dirigentin dirigieren (dabei falle
ich immer seltener in Traumphasen): mach schneller! Hörst du nicht …! Aber sie
ge-horcht nicht! Jetzt bin ich so munter, daß ich hungrig werde. Wahrscheinlich
hatte ich meine überblickende oder überhörende Funktion weitgehend schon
verloren, als ich hinuntergehe; auch das versuchte Antreiben der Dirigentin
unten riecht mehr nach meinem eigenen Käse als nach Losgelöstheit (Ab-solutum).
Unten grüßen mich die Kinder mit „Kaki Peter“ - Petrus: auf diesen Felsen will
er seine Kirche bauen (na dann viel Glück!) - also übersetzt: sie scheißen auf
den Epiakroates, den „Pfiakraut“ (auch wenn er sie jetzt sehen kann)! Ich
bereite mein Frühstück und so vergeht die Mittagszeit.
(27.6.2019)
©Peter Alois Rumpf Juni 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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