Samstag, 20. April 2019

1313 Gemütliches Gemüse


Nun, es gilt als literarisch unseriös, unwürdig, lästig und selbstverliebt, einen Text mit der Geschichte seines Entstehens – von der Anfangsidee an – zu beginnen – genauso wie man eine Predigt nicht mit „wie ich mich auf diese Predigt vorbereitet habe, da ...“ anfängt – wiewohl diese Technik dennoch immer wieder – eben nicht bloß als Anfängerfehler oder aus Nachlässigkeit oder gar als dem Autor verborgene und unbemerkte Selbstgefälligkeit, wenn nicht Selbstbegeisterung, sondern als bewußt und gekonnt eingesetzter und erfolgreicher Trick auch von erfahrenen Autoren immer wieder angewandt wird. Man/frau kann ja mit dem Brechen literarischer, stilistischer und grammatikalischer Regeln und Gewohnheiten bei den überraschten und übertölpelten Leserinnen und Lesern so – wenn man/frau es kann - einen recht eindringlichen Effekt erzielen.
Mir gefällt daran, meine lieben Leserinnen und Leser ein wenig zu pflanzen, und so tue ich hiemit auch öffentlich kund, daß ich manchmal in Traum und Schlaf Formulierungen oder Themen suche, oder aus jenen aufschrecke und mir einfällt: beim Text soundso muß ich diese Stelle so oder so umschreiben oder dieses und jenes einfügen oder wegstreichen! Oder es reißt mich ein Geistesblitz auf a la „diese Begebenheit meiner Jugend könnte ich noch erzählen“ und Ähnliches.
Die Gefahr besteht, daß ich beim nochmaligen Aufwachen nach dem Weiterschlafen die „Erleuchtung“ - den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf – vollkommen oder unvollkommen vergessen habe.

Oder wie letztens: ich wache auf mit folgenden Worten (oder Wörtern?): „gemütliches Gemüse“. Sofort war die Idee da, daraus einen Text zu machen. Aber welchen? Wieder langsam in den Schlaf zurücksinkend frage ich mich zunächst: „gut. Gemüse. Wann esse ich Gemüse?“ Dann denke ich mir: „ich könnte unter dieser Überschrift eines meiner typischen Frühstücke beschreiben!“ Vermutlich deshalb, weil ich mir meistens das Frühstück selber zubereite inklusive dem bewußten Auswählen, Waschen und Herrichten der Ingredienzien – kurz gesagt: da fällt mir das Gemüse am stärksten auf.
Immer mehr in Richtung Schlaf gleitend denke ich mir noch einen starken Einstieg in den Text aus, habe eine Vorstellung, wie ich ihn strukturiere, weiß, was ich alles erwähnen will und entwickle dazu schon einige lustige vel (und/oder) gefinkelte, gekonnte Formulierungen, über die kichernd ich mit meinem Bewußtsein in den Schlaf und parallel dazu die schon gefundenen Formulierungen in die Vergessenheit sinken.

Also, fast bei Null beginnend: mein übliches Frühstück schaut so aus:
Kräutertee. Und zwar verwende ich fertige Teemischungen – früher hatte ich – meinem zwanghaften Hang zu vollständigen (Produkt)Serien entsprechend – von einer Firma alle möglichen Teemischungen, jetzt, finanziell eingeschränkt, sind mir nur mehr drei verblieben: Herz/Nerventeemischung, Leber/Milz und Prostata, letztere so gut wie aufgebraucht.
Ich nehme alsdann eine von den Mischungen und gebe noch eine ordentliche Brise vom herrlich (nicht fraulich) bitteren Tausendgüldenkraut dazu, Ginkgoblätter zur Stärkung der Gedächtnisleistung und gegen Alzheimer und Demenz, dann Brahmi zur Förderung der Gehirndurchblutung und der geistigen Leistungsfähigkeit – den Leserinnen mag es überlassen bleiben, die Wirksamkeit dieses Tees zu beurteilen – und manchmal, aber selten, kommen noch Spezialtees je nach Lust und Laune – wie Gotu Kola (Vitalität, Fruchtbarkeit, Potenz) oder Calea (Visionen) und ähnliche dazu. Das ist das Getränk.

Das Ge-esse: in der Regel Brot mit viel – das ich als normal empfinde – oder ganz wenig Butter – je nachdem, ob ich mich gerade von der Anticolesterinmafia habe erschrecken und einschüchtern lassen – daß eine industriell zusammengepantschte Margarine (Napoleon III!) gesünder als Butter sein soll, lasse ich mir nicht einreden! - als Alternative zu Butter verwende ich auch Hummus.
Dazu meist Käse verschiedenster Art, je nachdem mit in Scheibchen geschnittenen Knoblauch zwischen Butter und Käse, oder Jungzwiebel, von denen ich vornehmlich einfach abbeiße, oder bei Feta vel (und/oder) Schafkäse mit Oliven. Gerne Paprika, Tomaten, Vogerlsalat, Gurken, Karotten, andere Salate, Kresse – also alle gemütlichen Gemüse, was eben da ist. Dazu Apfel, seltener Birne – alles roh aufs Brot oder dazugegessen.
Werktags esse ich im Stehen an der Anrichte in der Küche, auf der auch kleine Schüsseln mit Nußmischungen – mit oder ohne Rosinen – getrocknete Datteln, getrocknete oder frische Feigen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne herumstehen und in die ich auch gerne greife, mir eine handvoll nehme und in den Mund stopfe. Verschiedene Beeren können das Ganze auch noch ergänzen. Avokado kommt auch vor. Marmelade kommt selten vor, jedoch beende ich zur Zeit die Mahlzeit mit einem leckeren (hätte nie gedacht, daß ich dieses Wort jemals verwenden werde!) Marmeladebrot, weil wir vor kurzem eine köstliche Kürbismarmelade geschenkt bekommen haben.
Mein Frühstück findet meist zwischen zehn und zwölf a.m. (ante meridiem; ante mortem wäre vielleicht auch richtig – who knows?) statt und ist – wie man/frau hier lesen kann, meistens eine frugale Mahlzeit. In der Regel brauche dann nur mehr eine zweite Mahlzeit am Nachmittag, so vier bis sechs Uhr p.m.

Vom Tee mach ich mir eine ganze Kanne, gieße nach jeder meiner zwei entnommenen Tasse wieder auf, lasse ihn eine zeitlang stehen und seihe ihn ab, indem ich ihn über ein Sieb und einem kleinen Trichter in eine Karaffe gieße, die ich dann mit hinauf in mein Zimmer nehme, und den Tee im Laufe des Tages trinke.









(20.4.2019)













©Peter Alois Rumpf  April 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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