1312 Die lächerliche Kurve
Über „meiner“ jungen Frau in der Wand spiegelt sich seit
Neuestem ein Urwald aus verschiedenfarbigen, vor allem grünen Lichtpunkten,
vulgo: ein neuer Spiegel an der Wand mir gegenüber und eine große Phototapete
eines gemalten Dschungels (der Maler fällt mir nicht ein oder ich habe ihn gar
nie gewußt) an der Wand hinter mir. Der Raum wird dadurch weiter.
Mir ganz persönlich, egoistisch und größenwahnsinnig gehen
mehrere Photos ab, die vorher an der Wand hinter mir gehangen sind. Zum
Beispiel von Frida Kahlo und ganz speziell von Stefan Zweig, unter dem zu
sitzen ich mich heimlich schriftstellerisch aufblasen konnte (oder doch einfach
schriftstellerisch behütet fühlen durfte?). (Ich habe von den - im Gegensatz
(?) zu mir – nicht-schriftstellerischen exhibitionistischen Anwandlungen Zweigs
schon vernommen. Trotzdem! … Wenn ich mir's recht überlege … “Schaup[rangertum]“ ... Nein, mein
zusammengeschrumpeltes Pimperl ist weder beeindruckend, noch Ehrfurcht
gebietend, noch Angst erregend.)
Im breiten, relativ dazu jedoch schmalen Spiegel wirken die
Blätter und Zweige des „Tschungals“ (akustisches Zitat nach Tash Sultana)
richtig dreideplastisch und räumlich. Ich wundere mich und grüble über die
physikalischen Gründe dafür, ohne zu einem Ergebnis oder auch nur einer
Vermutung zu kommen.
Uneinsichtig gegenüber den Einwänden meiner sich um die
Zukunft sorgenden, warnenden Vernunft trinke ich den zweiten Cappuccino aus.
Ich, der ich nicht im bald ganz sonnigen Schanigarten, sondern innerhalb der
vier Wände des Lokals sitze, weil ich – in Analogie zum endlichen Sprachraum –
lieber in begrenzten Räumen schreibe und lese.
Habe ich die Kurve vom Lächerlichen zum halbwegs Seriösen
halbwegs geschafft?
(18.4.2019)
©Peter Alois Rumpf
April 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite