Donnerstag, 4. April 2019

1301 Sozusagen Lebenshilfe


Welchen Tag haben wir? Von unten höre ich … lachen? Weinen? Ich kann es nicht recht unterscheiden. Ich bin gerade von einem Mittagsschlaf erwacht und soetwas nicht gewohnt. Ich war zu Mittag plötzlich so müde ... Lachen, es ist Lachen. Ich schätze, es ist so um drei Uhr Nachmittag, von den Geräuschen her, so gut kenne ich mich schon noch aus, trotz der Verwirrung.
Meine Katze kommt – sie merkt genau, wann ich wach werde, auch wenn sie in einem anderen Raum schläft – sie kann vom Streicheln nur selten genug bekommen. „Mein Realitätsprinzip“, wie ich sie manchmal heimlich bei mir nenne. Jetzt habe ich es ihr gegenüber leise, aber offen ausgesprochen.

Donnerstag. Heute ist Donnerstag.

Ich merke, es ist das Gatter zur Depression gerade weit offen, aber ich versuche wachsam zu bleiben und dieser Versuchung zu widerstehen (die daherkommt so a la: „jetzt liegst du auch schon nachmittags nutzlos im Bett herum! Das ist kein anständiges Leben! Das ist feig und ziemt einem aufrechten Mann nicht! Und wenn du nicht aufrecht bist und nichts darstellst, dann brauchst du die Welt nicht länger mit deiner schmarotzerischen Anwesenheit belästigen.)
Zwar kann ich das nicht widerlegen, aber ich steige nicht darauf ein.
Naja, ich möchte ein Urteil sub specie aeternitatis, und bevor mich die nicht zum Gerichtstermin bestellen, gehe ich nicht hin. (Manchmal werde ich an dieser Stelle schon zornig und beschimpfe das jüngste Gericht vorsorglich – allerdings erwarte ich, daß die viel Humor haben – sie haben ja genug Erfahrung mit der menschlichen Idiotie.)
Heute werde ich nicht zornig und habe auch keinen Grund dafür. (Obwohl ich immer noch fest davon überzeugt bin, daß einmal mein Zorn „drüben“ meinen schon eingesetzten Sterbeprozeß abgestoppt hat – indem ich die dort angeschrien habe, habe ich – durch meinen Zornausbruch wieder „zusammengerüttelt“ - meine Auflösung beendet und die Richtung wieder auf „retour“ umstellen können. Ja, ich weiß, das klingt ziemlich unglaubwürdig, und es gibt auch keine äußeren Zeugen oder Bestätiger dafür.)

So hocke/liege ich da und döse mich langsam in die Gegenwart zurück, unterstützt von der Katze, ihrem Schnurren und dem Kontakt meines linken Armes mit ihrem weichen, realen Fell respektive mit ihrem warmen, kleinen, atmenden Körper. Lebenshilfe sozusagen. Oder Workshop in Genießen.












(4.4.2019)











©Peter Alois Rumpf  April 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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