1292 Zukunftsillusionen
Wenn ich mir in letzter Zeit meine voraussichtliche Zukunft
vorgestellt habe, und ob der prekären Aussicht und überhaupt in Verzweiflung zu
geraten drohte, habe ich mich immer an zwei Vorstellungen aufgerichtet: daß ich
mir einen Kulturpass holen kann und so statt in Cafes gratis in Museen nicht
nur herumgehen und Bilder anschauen, sondern auch herumsitzen und schreiben
kann.
Und daß ich mit „meinen“ (Stief)Enkelkindern in den Park
gehen, spielen und einfach der ein wenig verrückte Opa sein kann. Da wäre ich
mir auf dieser Welt nicht ganz überflüssig vorgekommen.
Beide Vorstellungen waren in schweren Illusionen und
Irrtümern gefangen. Der Kulturpass wird mir – so wie es ausschaut – nicht
zustehen, und daß die Stiefenkelkinder nicht „meine“ sind und ich nicht der
wirkliche Opa, wurde mir inzwischen deutlich klar gemacht. Damit hatte ich
überhaupt nicht gerechnet. Das hatte ich – anscheinend im kompletten Realitätsverlust
– überhaupt nicht erwartet. Ich dachte, ich könnte nach gut einundzwanzig
Jahren in der Familie nicht mehr bloß - an sich zu recht! - als der fragwürdige Fremdkörper angesehen, sondern auch ein wenig angekommen sein. Aber
es stimmt: meine Liebe zu den Stiefenkelkindern ist nicht frei von eigenen
Interessen und damit nicht rein – daß ich sie dann für meine eigenen
Bedürfnisse (gebraucht, beachtet zu sein etc.) mißbrauche, ist dann wirklich
naheliegend.
Nein, ich muß mir neue Zukunftsillusionen basteln.
(27.3.2019)
©Peter Alois Rumpf März 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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