Freitag, 25. Januar 2019

1235 Danke, lieber Apfelbaum


Ich grüße den Apfelbaum vor meinem Fenster; oft vergesse ich darauf in meiner Selbstversunkenheit. Schauder und Vibrieren laufen mir den Rücken hinunter. Danke, lieber Baum, daß du zurückgrüßt. Vielleicht ist es nicht fair, mir dich als Verbündeten zu suchen, denn in einer Woche fahre ich weg und werde dich zurücklassen und vermutlich vergessen. Dabei wissen wir, daß die Energie der Bäume langsamer ist als unsere. Lieber Baum, ich bin nur mehr eine Woche da. Danke für Deine Freundschaft!

Ich esse genußvoll einen der hier zur freien Entnahme ausgelegten Äpfel und denke: das wird nichts. Ich werde nicht – wie doch empfohlen – nochmals zur Sozialberatung gehen. Es ist schon alles besprochen – mehr Geld wird es nicht geben.
Ich nehme mir einen zweiten Apfel (zu viel Zucker – alarmiert eine innere Stimme) und blicke der Frau, die gerade hereinkommt und die Bücher im Regal durch schaut, ungeniert auf den Hintern  (vom Sportlehrer entschuldigt? Naja, eigentlich hat er nur gesagt, daß wir Menschen dort hinschauen – und ich ergänze: um die energetische Situation abzuchecken) - natürlich in der Annahme, daß sie es nicht merkt. Und sonst auch niemand.
Aber sie bringt mich auf eine interessantere Idee: als sie wieder gegangen ist, gehe ich zum Regal und schaue mir die Bücher an. Erstaunlich! Es sind viele katholische darunter, bis zu: „Zehn Argumente für den Zölibat“. Wer legt die Bücher aus? Soll ich mich bei diesen Büchern heimisch oder fremd fühlen? Freudig ergriffen oder abgestoßen? Ich weiß es schon wieder nicht! Der Austritt hat also auch keinen eineindeutigen Standpunkt gebracht. (Gut, „mission controll“ gibt es auch.)
Oh! Das Büchlein (Zölibat) interessiert mich! Im ersten Kapitel spricht er mir (teilweise!) aus der Seele.

Zehn Minuten vor Beginn der nächsten Veranstaltung bin ich wieder überpünktlich da, weil sich meine Nervosität nicht ruhigstellen und meine Versagensangst und Autoritätsunterwürfigkeit nicht wegdrängen lassen. (Ich will ja nicht nur die Meute, sondern auch die Autoritäten nicht gegen mich aufbringen. Vielleicht brauch ich noch Letztere zum Schutz vor Ersteren.)









(24.1.2019)










©Peter Alois Rumpf  Jänner 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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