Mittwoch, 2. Januar 2019

1211 Skandinavien beginnt schon in Pürgg


Ich schaue einen Kinderfilm über einen gesunden Lausbuben a la Michl von Lönneberga an, zuerst irgendwie im Kontext von Tante Frieda und Familie, dann wieder ganz anders (der Traum zerfällt mir schon beim Aufschreiben). Durch meinen Fehler stößt ein Kind – es ist - kommt mir vor - es ist ein Mädchen, mit dem ich den Film anschaue – die Thorarolle um, die auf eine Sitzbank gestellt wurde, damit wir besser spielen können. Anscheinend sind wir in einer Synagoge. Jedenfalls  ist die Thorarolle jetzt umgefallen und ich gehe – ja zu wem? Ist es der Gemeindevorsteher? Ein Rabbi? Oder ist der Mann gar nicht jüdisch, sondern ein goischer Verwaltungsbeamter oder der Manager der Synagoge? Mir kommt so vor. Der Mann erklärt uns, was ich befürchtet habe: die Thorarolle, die physisch unversehrt ist, ist irreparabel beschädigt. Spirituell irreparabel beschädigt und muß neu geschrieben werden: handschriftlich kopiert. Mir ist fast schlecht vor Schuld, obwohl der Mann weder schimpft noch Vorwürfe macht; vielleicht fühle ich die Schuld wegen seiner Höflichkeit und Güte erst recht. Und ich denke an die, die das jetzt abschreiben müssen.
Ich bin schwerst schockiert, denke aber, ich muß wegen dem Kind weitermachen. Dann überlege ich mir schon, ob es wirklich nötig ist, sich in solche Zwänge zu begeben, daß ein umgefallener, unbeschädigter Gegenstand als kaputt gilt. Ich will es auch meiner Mutter sagen, aber ich bremse mich ab, weil ich befürchte, sie nimmt das als Bestätigung für die Berechtigung des Antisemitismus. Ich spüre schon ihren antisemitischen Widerwillen, als ich von der umgefallenen Thorarolle erzählen anfange. Außerdem kommt mir eine spirituelle Beschädigung durch unsachgemäßen Umgang mit einem heiligen Gegenstand gar nicht mehr absurd vor.
Ich muß wegen dem Kind weitermachen, denke ich wieder und schaue – jetzt scheint es ein Bub zu sein – mit ihm den Film fertig. Nur spielt sich das nun in Pürgg beim Mössner Franz ab – der ja in seiner Kindheit und Jugend dem Lausbubenbild meiner Eltern entsprochen hatte und dem Michl aus dem Film nicht unähnlich sah. Ich sage zu ihm: „Skandinavien beginnt schon in Pürgg!“ und bin dann aufgewacht.








(2.1.2019)










©Peter Alois Rumpf  Jänner 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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