1206 Kudern, Turnen und Lachen
Hinter mir, hinter der Tür: Kudern, Turnen und Lachen, vor
mir die Bilder und eine Stock tiefer der Haupteingang. Und das Keramikkreuz. Als ich
es registriere, öffnen sich unten die automatischen Schiebetüren. In den Ohren:
I saw your face – RHCP. Ich blicke nach oben unter das Glasdach und lasse meine
Augen auf der weißen Wand mit den schönen Lüftungsschlitzen – die gefallen mir
wirklich! Aus welch eigenartigen Gründen auch immer rühren sie mich zu Tränen –
also: ich lasse meine Augen auf der weißen Wand mit den schönen Lüftungsschlitzen weiden. Dem Gerumpel hinter
der Tür eignet ein gewisser (oder ungewisser)
antiromantischer Spin an, während die beiden Eingangstürspiralen mich zu einer
leichten Rührung verführen: sie sind nicht perfekt, aber vollkommen.
Jetzt bin ich am Place, where all the junkies go. Die Leute
im Eingangsbereich bemerken nicht, daß
ich sie beobachte (dem Leben von außen und oben zuschauen), aber wenn es jemand
ist, den ich kenne, ist mir mein Voyeurismus peinlich und ich drehe mich ein
bißchen weg und vertiefe mich schreibend in mein Notizbuch.
Jetzt drehe ich mich im Drehsessel ganz um, der Gymnastikraum
ist wieder leer, das Christbäumchen davor leuchtet in Rot, Gold und vor allem
Gelb. Die Liftanzeige zeigt 1.
Das grüne
Fluchtmännchen tanzt und das Wandbild heißt „tanzende Landschaft“, wie ich von einem Schild auf der gegenüberliegenden
Wand auf der anderen Seite des überdachten Lichthofes ablese.
Mein Blick bleibt nun schon immer an den vorbeieilenden
Personen hängen und versucht, sich festzuhalten: gibt es einen Orpheus oder
besser eine Orphea, die mich aus der Schattenwelt der schattenlosen Schatten
(Peter Schlemihl) hinausführen, hinausziehen kann? Es gibt keine Garantie, daß ich mich nicht doch umdrehe. Die
RedHotChiliPeppers (Can’t Stop) heizen
der Schattenwelt ordentlich auf („music is the great communicator“).
Langsam beruhige ich mich, was nicht ohne neuerliche fragile
bis fragwürdige Rührung und Schauder vom Hinterkopf den Rücken runter abgeht.
In der Realität angekommen: ich will jetzt wissen, wer das
Wandbild gemalt hat.
(28.12.2018)
©Peter Alois Rumpf
Dezember 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite