Mittwoch, 2. Januar 2019

1210 Kein Wind im Spiel


Ein mit rosa und roten Pflanzenzeichnungen bedruckter Vorhang – durch die Lesebrillen verschwommen schaut er unseren Nebelfeststoffen nicht unähnlich – kommt mir – indem ich auf ihn starre  - betörend nahe. Daß ich vorher statt bedruckt bedrückt geschrieben habe – was sagt das? Tja, es wird schon was sagen. Aber ich bleibe beim Vorhang: die Muster formen und verdichten sich zu einer Gestalt. Scout Nibletts Dinosaur Egg spielt noch in meinen Gehörgängen? Oder schon in meinem Gehirn? nach – ohne die Musikohrenstöpsel.
Ich gaffe wieder auf den Vorhang und verliere recht schnell die Konzentration und bin abgelenkt. Ich versuche es nochmals und setze mich dabei besser und aufrechter hin, den Rücken gut abgestützt.
Die Gedanken sausen herum und locken mich unmerklich vom Schauen weg: zwar schau ich dann noch, aber sehe nichts. Ich nehme nichts mehr auf, als wäre Nebel zwischen dem Vorhang und meinen Augen, dabei ist der Nebel nur in mir. Zur Unterstützung drücke ich meine Zunge an den Gaumen, weil dort Innere Stille gespeichert sein soll.
Jetzt lenkt mich ab, daß mir der T-Shirtspruch, den mein Tischnachbar und ich heute beim Essen entwickelt haben und den ich schon den halben Tag aufschreiben will, aber darauf immer vergessen habe, wieder einfällt (Soo großartig bin ich dann auch wieder nicht!) und den ich endlich aufnotiere.
Ich wende mich erneut dem Vorhang zu. Die Zunge ist längst wieder vom Gaumen heruntergefallen. Der Vorhang wechselt Verdichtungen und Gestalten und wird abwechselnd dünkler und heller. Ich bemühe mich, die Konzentration zu halten, jedoch beginnen mir die Augen zuzufallen und ich in die Müdigkeit.
Der Vorhang scheint sich zu bewegen und diese Bewegungen greifen auf meine Schläfen über und erzeugen dort kleine Wellen an der Haut. (Was mir auffällt: Schläfen – schlafen)

Gut, das war’s für  heute.

Nicht ganz. Beim offenen Fenster will ich noch die bemerkenswerte Äußere Stille jetzt um 20:45 erwähnen.
Nicht nur der Vorhang, auch der offene Fensterflügel zuckt hin und her. (Heute habe ich es mit den u und ü, denn ich habe „zückt“ statt „zuckt“ geschrieben. Was zückt der offene Fensterflügel? Oder will er mich entzücken?) Ich starre wieder hin. Ja, er zuckt bewegungslos. Kein Wind im  Spiel.









(1.1.2019)









©Peter Alois Rumpf  Jänner 2019  peteraloisrumpf@gmail.com


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