1210 Kein Wind im Spiel
Ein mit rosa und roten Pflanzenzeichnungen bedruckter
Vorhang – durch die Lesebrillen verschwommen schaut er unseren Nebelfeststoffen
nicht unähnlich – kommt mir – indem ich auf ihn starre - betörend nahe. Daß ich vorher statt
bedruckt bedrückt geschrieben habe – was sagt das? Tja, es wird schon was
sagen. Aber ich bleibe beim Vorhang: die Muster formen und verdichten sich zu
einer Gestalt. Scout Nibletts Dinosaur Egg spielt noch in meinen Gehörgängen?
Oder schon in meinem Gehirn? nach – ohne die Musikohrenstöpsel.
Ich gaffe wieder auf den Vorhang und verliere recht schnell
die Konzentration und bin abgelenkt. Ich versuche es nochmals und setze mich
dabei besser und aufrechter hin, den Rücken gut abgestützt.
Die Gedanken sausen herum und locken mich unmerklich vom
Schauen weg: zwar schau ich dann noch, aber sehe nichts. Ich nehme nichts mehr
auf, als wäre Nebel zwischen dem Vorhang und meinen Augen, dabei ist der Nebel nur
in mir. Zur Unterstützung drücke ich meine Zunge an den Gaumen, weil dort
Innere Stille gespeichert sein soll.
Jetzt lenkt mich ab, daß mir der T-Shirtspruch, den mein
Tischnachbar und ich heute beim Essen entwickelt haben und den ich schon den
halben Tag aufschreiben will, aber darauf immer vergessen habe, wieder einfällt
(Soo großartig bin ich dann auch wieder nicht!) und den ich endlich aufnotiere.
Ich wende mich erneut dem Vorhang zu. Die Zunge ist längst
wieder vom Gaumen heruntergefallen. Der Vorhang wechselt Verdichtungen und
Gestalten und wird abwechselnd dünkler und heller. Ich bemühe mich, die
Konzentration zu halten, jedoch beginnen mir die Augen zuzufallen und ich in die
Müdigkeit.
Der Vorhang scheint sich zu bewegen und diese Bewegungen
greifen auf meine Schläfen über und erzeugen dort kleine Wellen an der Haut.
(Was mir auffällt: Schläfen – schlafen)
Gut, das war’s für
heute.
Nicht ganz. Beim offenen Fenster will ich noch die
bemerkenswerte Äußere Stille jetzt um 20:45 erwähnen.
Nicht nur der Vorhang, auch der offene Fensterflügel zuckt
hin und her. (Heute habe ich es mit den u und ü, denn ich habe „zückt“ statt
„zuckt“ geschrieben. Was zückt der offene Fensterflügel? Oder will er mich
entzücken?) Ich starre wieder hin. Ja, er zuckt bewegungslos. Kein Wind im Spiel.
(1.1.2019)
©Peter Alois Rumpf
Jänner 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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