1072 Die Hohlform des Kugelschreibers
Ich liege/lehne des Morgens in Schreibhaltung im Bett – das
heißt mit drei Pölstern im Rücken einigermaßen aufgerichtet – habe aber keine Brille
auf und keinen Kugelschreiber in der Hand und döse mit verschränkten Fingern
vor mich hin und sinke immer wieder in leichten Schlaf. Da ist es auf einmal
so, als wäre ganz nahe bei meinen Fingern der Leerraum für den Kugelschreiber
entstanden. Ich meine das so: wenn ich den Kugelschreiber in der Hand halte,
nimmt er Raum ein und wenn ich ihn mir jetzt wegdenke, kann man und frau sich
vorstellen, wie der Hohlraum, den der Kugelschreiber eingenommen hat, stehen
bleibt, als Negativform, wenn die Luft das „Loch“ nicht ausfüllt.
Und genau so einen Eindruck hatte ich, als ich so dagelegen
bin: bei meinen verschränkten Fingern hat sich der Hohlraum des Kugelschreibers
gebildet. Ich konnte ihn mit geschlossenen Augen als durchsichtige, nur durch
Luftspiegelungen an den Kanten und Oberflächengrenzen erkennbare Form „sehen“
und an den Fingern spüren.
Und weil diese leere Form sozusagen danach schreit, habe ich
mich ein wenig aus dem Dösen hoch gehievt, einen meiner Kugelschreiber in die
Hand genommen und die Hohlform mit Kugelschreiber aufgefüllt. Und dann – wenn
ich den Kugelschreiber schon in der Hand habe – habe ich auch die Brillen
aufgesetzt, das Notizbuch genommen und zu schreiben begonnen.
(23.8.2018)
©Peter
Alois Rumpf August 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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