Donnerstag, 23. August 2018

1072 Die Hohlform des Kugelschreibers


Ich liege/lehne des Morgens in Schreibhaltung im Bett – das heißt mit drei Pölstern im Rücken einigermaßen aufgerichtet – habe aber keine Brille auf und keinen Kugelschreiber in der Hand und döse mit verschränkten Fingern vor mich hin und sinke immer wieder in leichten Schlaf. Da ist es auf einmal so, als wäre ganz nahe bei meinen Fingern der Leerraum für den Kugelschreiber entstanden. Ich meine das so: wenn ich den Kugelschreiber in der Hand halte, nimmt er Raum ein und wenn ich ihn mir jetzt wegdenke, kann man und frau sich vorstellen, wie der Hohlraum, den der Kugelschreiber eingenommen hat, stehen bleibt, als Negativform, wenn die Luft das „Loch“ nicht ausfüllt.
Und genau so einen Eindruck hatte ich, als ich so dagelegen bin: bei meinen verschränkten Fingern hat sich der Hohlraum des Kugelschreibers gebildet. Ich konnte ihn mit geschlossenen Augen als durchsichtige, nur durch Luftspiegelungen an den Kanten und Oberflächengrenzen erkennbare Form „sehen“ und an den Fingern spüren.
Und weil diese leere Form sozusagen danach schreit, habe ich mich ein wenig aus dem Dösen hoch gehievt, einen meiner Kugelschreiber in die Hand genommen und die Hohlform mit Kugelschreiber aufgefüllt. Und dann – wenn ich den Kugelschreiber schon in der Hand habe – habe ich auch die Brillen aufgesetzt, das Notizbuch genommen und zu schreiben begonnen.









(23.8.2018)










©Peter Alois Rumpf    August 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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