1062 Die Große Trauer
Heute Nachmittag hat sich eine Große Trauer auf mich gelegt,
die jetzt, wo es schon auf Mitternacht geht, noch immer nicht weggegangen ist.
Es ist der Schmerz darüber, daß mein Leben ganz anders verlaufen hätte können,
wenn ich in meiner Kindheit echte Hilfe in meiner Not, echte Unterstützung und
Ermutigung bekommen hätte. So muß ich nur Niederlagen einstecken, eine nach der
anderen. Oft, nein, meistens kann ich darüber lachen; heute jedoch nicht. Ich
wäre ja auch gerne einmal souverän aufgetreten, im Wissen, was ich kann und was
ich will und wer ich bin. Ich hätte auch gerne einmal einen Raum betreten als
souveräner Mann, als Bürger, als vollwertiges, voll initiiertes Mitglied der
Gesellschaft. Ohne ständige Angst, aber mit dem Gefühl, daß ich im Grunde in
Ordnung bin. Das durfte ich bis heute nicht erleben. Ich schleiche herum und
fürchte, als Paria aufgedeckt und weggeräumt zu werden; alle anderen können
alles besser; ich bin so unnötig. Wenn es darauf ankommt, werden mir meine
Scherze nicht helfen. Ich möchte mich gar nicht beklagen, aber das tut so weh,
so weh! Seit Stunden sitze und laufe ich mit Tränen in den Augen herum.
Gut, ich habe einen solchen schweren Anfall von Schwermut
schon länger nicht mehr erlebt. Immerhin. Umso unerwarteter jedoch ist sie
jetzt über mich hergefallen. Und immerhin ist keine Angst dabei. Immerhin. Nur
Trauer, große, große Trauer.
Der einzige Trost ist Musik. Nein, Trost ist das falsche
Wort: Musik ist das einzige, das mich wieder ein wenig aufrichten kann und die
mich ein wenig atmen läßt.
(14.8.2018)
©Peter
Alois Rumpf August 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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