1055 Das Verlorene darf gehen
Heute wandern schwache Schatten die Wand entlang. Der Abend
beginnt. Für die kurze Distanz recht entferntes Kindergeschrei aus dem Hof. Das
Radio unten redet auch. Traumaehnliche Wahrnehmung: flimmernd und stumpf. Auch
so wird das Universum sich seiner selbst bewußt, vielleicht nicht ganz optimal.
Ich gerate ein wenig zwischen die Stimmen.
Links hinter mit finde ich den Tod nicht: ich wollte ihn
bloß anschauen. Ich drehe mich nochmals um. Nein. Nichts zu sehen. Das Surren
ist ziemlich hochgefahren und jetzt gerade von links auf rechts gewechselt. Ich
habe noch nie den Schwerpunkt am rechten Ohr erlebt, nur am linken.
Kirchenglocken – ich staune immer wieder, daß sie immer noch
Jubel in mir auslösen und Wehmut nach irgendwas verlorenem. Trotzdem ist es gut
so: Das Verlorene darf gehen; die Wehmut darf bleiben. Angeblich kann man
nichts verlieren, was einem nicht wirklich gehört.
(12.8.2018)
©Peter
Alois Rumpf August 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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