1019 Die graue Welt oder meine Augen jucken
Das Universum steht still und die paar Geräusche sind bloß
ein kleines, mikroskopisches Gekringel während einer Pause in einem kosmischen
Intervall. Oder mein Leben überhaupt.
Meine Augen jucken in der anderen Dimension und hier auf
Erden wollen sie nur zufallen. Die Bilder an der Wand sind alle lebendig.
Obwohl ich bis auf eines alle selbst gemalt habe, und das vor Jahrzehnten,
entdecke ich in ihnen überraschend Neues, das ich noch nie gesehen habe. Das
Universum lebt; die Bilder sind weiter gewachsen und gereift.
Eine Zeitlang habe ich gar nicht bemerkt, daß meine Augen
schon geschlossen sind.
Wohnungstausch kommt ins Spiel. Wohnungstausch, der mir
immer suspekt ist. Soweit es auf mich ankommt: nein! (ich rede von Vorgängen in
der Welt der geschlossenen Augen.) In dieser Welt würde ich auch nein sagen.
Gelb, gelb, gelb, gelb (Nicht, daß ich Gelbes sehen würde,
nein!).
Unterbrechung durch die Katze, die mich zu ihrem Futternapf
führt. Als ich mich wieder zu Bett begebe, will ich mich flach hinlegen, obwohl
die Pölster für die Schreib- und Leseposition gestapelt sind! Zzzzz! Stellt
euch das vor! (man ist ja, was die Abenteuer betrifft, schon recht bescheiden
geworden).
Jetzt beginnt das Spiel wieder von vorne: Bilder angaffen,
bis sie lebendig werden, juckende Augen, zuklappende Lider. Die milde
Dunkelheit schaukelt mich – oder was immer das ist – als würde ich in einem
sanften Wellenbad liegen.
Während sich vor mir ein graues, gekrümmtes Objekt dreht,
höre ich wie ein Löffel aus einer Schüssel die letzten Reste herausholt. In der
warmen grauen Welt ist die U-Bahnstation direkt über uns. Wir: das sind die
Katze und ich. (Moment! Bist du sicher, daß die Katze mit dir in der grauen
Welt ist? Eher nicht!) Aber dort bastle ich mir Ideen für meinen morgigen
Putztag, den ich schon seit einer Woche veranstalten will, zusammen … jetzt ist
die Sache geklärt: mein die Katze streichelnder Arm reicht eindeutig in die
bunte, normale Welt oben. In der grauen Welt ist die Katze nicht dabei. Aber
hier unten habe ich ein riesiges, schönes Atelier in einem alten
Industriegebäude, nein, noch älter, ein altes Wirtschaftsgebäude. Jetzt gehe
ich in der grauen Welt die Stiegen hinunter, zuerst glaube ich, es ist unser
reales Stiegenhaus, aber dann merke ich, es ist auch in einem alten Gebäude und
die Wände tragen eine historisch allerdings untypische Stuckatur – der innere
Film ist extra an der Stelle mit der Stuckatur in Großaufnahme stehengeblieben,
um mich darauf aufmerksam zu machen und mir Zeit zum Betrachten zu geben.
Als ich aufwache, merke ich, ich mach den Mund auf und zu
als würde ich nach Luft schnappen, aber ich schnappe nicht nach Luft, sondern?
Keine Ahnung.
Der Katze wird es mit meiner Streichelreduktion – ich
brauche die rechte Hand zum Schreiben – zu blöd und geht und ich verliere die
Wärme an meiner rechten Seite. In der grauen Welt schaut das Schriftbild auf
der Notizbuchseite ganz chaotisch aus und unleserlich, während ich in der
bunten Welt auf der linken Seite schreibe und einigermaßen leserlich.
Ich gebe mir noch ein Stündchen.
Nach eineinhalb Stunden steht in der nicht mehr ganz so
grauen Welt auf einer Holzkonstruktion, von der ich nicht verstanden habe,
wofür sie dient: das ist das Eigentum von Peter Strasser, Graz.
Eines muß ich noch festhalten: die vier Bilder da an der Wand gegenüber – das Photo, das meine Tochter geknipst hat und die drei Bilder,
die ich vor langer Zeit gemalt habe - alle vier sind großartig! Alle vier sind
Fenster in andere Welten.
(4.7.2018)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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