1018 Narrenkastl
Ich schaue ins Narrenkastl vulgo auf die schlichte, abstrakt
bemalte, vielleicht auch mit Spachtel aufgetragener türkiser Farbe oder
überhaupt: abgespachtelte Wand, so stehengelassen (glaube ich doch nicht),
jedenfalls die Wand gefällt mir und befindet sich in einer Espressobar und ich
schaue auf sie ins Narrenkastl und alles verschwimmt. Aus den Lautsprechern:
dezenter klassisch moderner Jazz. Das paßt gut, weil ich mir heute beim
Rasieren ein kleines Kinnbärtchen stehen lassen habe.
Man bekommt hier im Paim, schon bevor man/frau etwas
bestellt hat, eine volle Karaffe und ein volles Glas Wasser hingestellt – und
das mag ich, das nenne ich Höflichkeit und Gastlichkeit! - im Gegensatz zum
Wiener Kaffeehausgrant oder Schleimerei.
Zurück zum Narrenkastl. Jetzt funktioniert's nicht mehr
recht; ich bin schon zu sehr „da“ - in Wirklichkeit aber gerade nicht,
weil ich mich über die - im Moment! - imaginären grantigen Wiener aufrege – was
mich möglicherweise selber zu einem solchen macht. Apropos Narr: - ich komme
nicht zum erstenmal darauf zurück – steirisch: „anieda a noa“ - ein jeder ein
Narr. Man beachte das – wie im Englischen – zwischen den Vokalen (a und i)
eingeschobene „n“.
Ich liebe Menschen, die ein bißchen verrückt sind. Das muß
nicht und soll nicht besonders auffällig sein; es genügt eine stärkere und/oder
schrägere Leidenschaft, auch eine leichtere ideologische Verblendung lasse ich
durchgehen, wenn sie nicht nur mit Hass zu tun hat (Haßideologien sind dekadent
und entartet, weil sie die der Menschenart angeborenen empathischen und
kooperationswilligen Komponenten nicht anerkennt) und dem seelischen
Selbstschutz dient, auch wenn das bloß eine vorläufige Überlebensstrategie sein
kann.
Der kleine Loui ist ganz schön gewieft und erobert sich
dreisprachig eine Mehlspeise mit Schokoladeglasur.
Und die leicht verrückten normalen Menschen: sicher ist das
der Versuch, sich in der modernen, funktionalen Welt halbwegs einzurichten, was
einem nie ganz gelingen kann. Aber was bleibt einem über, wenn einem der „Salto
ins Unvorstellbare“ (C.C.) nicht gelingt? (Wenn mir nichts Gscheits einfällt,
fange ich immer zu belehren an.)
(3.7.2018)
©Peter Alois Rumpf Juli
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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