Freitag, 6. Juli 2018

1018 Narrenkastl


Ich schaue ins Narrenkastl vulgo auf die schlichte, abstrakt bemalte, vielleicht auch mit Spachtel aufgetragener türkiser Farbe oder überhaupt: abgespachtelte Wand, so stehengelassen (glaube ich doch nicht), jedenfalls die Wand gefällt mir und befindet sich in einer Espressobar und ich schaue auf sie ins Narrenkastl und alles verschwimmt. Aus den Lautsprechern: dezenter klassisch moderner Jazz. Das paßt gut, weil ich mir heute beim Rasieren ein kleines Kinnbärtchen stehen lassen habe.
Man bekommt hier im Paim, schon bevor man/frau etwas bestellt hat, eine volle Karaffe und ein volles Glas Wasser hingestellt – und das mag ich, das nenne ich Höflichkeit und Gastlichkeit! - im Gegensatz zum Wiener Kaffeehausgrant oder Schleimerei.

Zurück zum Narrenkastl. Jetzt funktioniert's nicht mehr recht; ich bin schon zu sehr „da“ - in Wirklichkeit aber gerade nicht, weil ich mich über die - im Moment! - imaginären grantigen Wiener aufrege – was mich möglicherweise selber zu einem solchen macht. Apropos Narr: - ich komme nicht zum erstenmal darauf zurück – steirisch: „anieda a noa“ - ein jeder ein Narr. Man beachte das – wie im Englischen – zwischen den Vokalen (a und i) eingeschobene „n“.

Ich liebe Menschen, die ein bißchen verrückt sind. Das muß nicht und soll nicht besonders auffällig sein; es genügt eine stärkere und/oder schrägere Leidenschaft, auch eine leichtere ideologische Verblendung lasse ich durchgehen, wenn sie nicht nur mit Hass zu tun hat (Haßideologien sind dekadent und entartet, weil sie die der Menschenart angeborenen empathischen und kooperationswilligen Komponenten nicht anerkennt) und dem seelischen Selbstschutz dient, auch wenn das bloß eine vorläufige Überlebensstrategie sein kann.

Der kleine Loui ist ganz schön gewieft und erobert sich dreisprachig eine Mehlspeise mit Schokoladeglasur.

Und die leicht verrückten normalen Menschen: sicher ist das der Versuch, sich in der modernen, funktionalen Welt halbwegs einzurichten, was einem nie ganz gelingen kann. Aber was bleibt einem über, wenn einem der „Salto ins Unvorstellbare“ (C.C.) nicht gelingt? (Wenn mir nichts Gscheits einfällt, fange ich immer zu belehren an.)








(3.7.2018)









©Peter Alois Rumpf    Juli 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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