Freitag, 8. Juni 2018

969 Weg damit!


Ich mache die Augen zu, um in meine innere „beleuchtete Höhle“ (M.Blecher) zu gehen. Momentan ist der Zugang versperrt; ich sehe bei geschlossenen Augen nur eine milchig graue Fläche, die dann dunkler und violett wird, mit erst zwei, dann einem grünlichen Einsprengsel (in dieser Kombination nicht gerade meine Lieblingsfarben). Es kommt kein Raumgefühl auf, zehn Zentimeter vor mir ist schon die Farbwand.

Schlaflos liege ich in der schwülen Hitze. Die Augen fallen mir nicht zu. Grübelnd wälze ich mich im Bett. Es geht immer um mein Leben, wie ich so ins Abseits geraten konnte! Und dauernd versuche ich mich vor einem imaginären Gerichtshof zu verteidigen. Manchmal sitzen anonyme, verschwommene, unbekannte Personen über mich zu Gericht, manchmal bekannte Gestalten aus meinem Leben. (Wie schön und befreiend die christliche Vorstellung, daß Jesus Christus und keiner dieser Arschlöcher über einem zu Gericht sitzen wird! 8.6.2018) Ich rede und rede und meine Verteidigung wird immer unhaltbarer. Auch wenn mir vorkommt, daß ich alles nüchtern erkläre und im Bemühen aufrichtig und wahrhaftig zu sein – es bleibt ein schaler, unangenehmer, übler Nachgeschmack. Daß ich mich verteidige, das ist schon falsch; deswegen bin ich unglaubwürdig. Wer hat das Recht, mich anzuklagen? Dieser – ich gebe zu: recht wackelige – Gedanke hilft mir nichts; ich fühle mich angeklagt; ich bin angeklagt.

„So ne kaputte Type wie dich habe ich noch nie erlebt!“ hat vor einundvierzig Jahren eine Frau zu mir gesagt. Ich weiß genau, was sie gemeint hat; darum konnte und kann ich auch nichts dagegen sagen. Und dann falle ich in den Fehler, mich zu erklären zu versuchen.

Ich drehe jetzt das Licht ab und grüble weiter. Vorher habe ich noch vergeblich versucht, einen kaputten Kugelschreiber zu reparieren. Weg damit!








(6./7.6.2018)











©Peter Alois Rumpf    Juni 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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