969 Weg damit!
Ich mache die Augen zu, um in meine innere „beleuchtete
Höhle“ (M.Blecher) zu gehen. Momentan ist der Zugang versperrt; ich sehe bei
geschlossenen Augen nur eine milchig graue Fläche, die dann dunkler und violett
wird, mit erst zwei, dann einem grünlichen Einsprengsel (in dieser Kombination
nicht gerade meine Lieblingsfarben). Es kommt kein Raumgefühl auf, zehn
Zentimeter vor mir ist schon die Farbwand.
Schlaflos liege ich in der schwülen Hitze. Die Augen fallen
mir nicht zu. Grübelnd wälze ich mich im Bett. Es geht immer um mein Leben, wie
ich so ins Abseits geraten konnte! Und dauernd versuche ich mich vor einem
imaginären Gerichtshof zu verteidigen. Manchmal sitzen anonyme, verschwommene,
unbekannte Personen über mich zu Gericht, manchmal bekannte Gestalten aus
meinem Leben. (Wie schön und befreiend die christliche Vorstellung, daß Jesus
Christus und keiner dieser Arschlöcher über einem zu Gericht sitzen wird! 8.6.2018)
Ich rede und rede und meine Verteidigung wird immer unhaltbarer. Auch wenn mir
vorkommt, daß ich alles nüchtern erkläre und im Bemühen aufrichtig und
wahrhaftig zu sein – es bleibt ein schaler, unangenehmer, übler Nachgeschmack.
Daß ich mich verteidige, das ist schon falsch; deswegen bin ich unglaubwürdig.
Wer hat das Recht, mich anzuklagen? Dieser – ich gebe zu: recht wackelige –
Gedanke hilft mir nichts; ich fühle mich angeklagt; ich bin
angeklagt.
„So ne kaputte Type wie dich habe ich noch nie erlebt!“ hat
vor einundvierzig Jahren eine Frau zu mir gesagt. Ich weiß genau, was sie
gemeint hat; darum konnte und kann ich auch nichts dagegen sagen. Und dann
falle ich in den Fehler, mich zu erklären zu versuchen.
Ich drehe jetzt das Licht ab und grüble weiter. Vorher habe
ich noch vergeblich versucht, einen kaputten Kugelschreiber zu reparieren. Weg
damit!
(6./7.6.2018)
©Peter Alois Rumpf Juni
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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