968 Der Regen ist nicht gekommen
Nachdem es mich heute bei der schwülen Hitze ausgehoben hat
– mein Zimmer ist vor meinen Augen „gelaufen“, als würde ich in einen gestörten
Fernseher schauen – bin ich, als ich halbwegs wieder normal wahrnehmen und mich
aufrichten konnte, zum Donaukanal gegangen, der in Wirklichkeit ein echter
Donauarm ist, in der Hoffnung auf Linderung in der Hoffnung auf den dort
ständigen Wind. Dort ist immer zumindest eine Brise, nur jetzt nicht. Kein
Lüftchen geht. Gewitter rollen von weitem heran. Meine Wahrnehmung ist immer
noch ein wenig gestört, die Insekten sind lästig, der Fluß rennt und rinnt sehr
schnell und hat ungewöhnlich hellgrünes Wasser, fast wie ein Gebirgsfluß, trüb,
als führe er Unmengen Sand mit sich.
Ich vertrage im momentanen Zustand meine Lesebrillen
schlecht – was ich noch nie erlebt habe – Schwindel, an den Rändern leicht
verdunkelte Sicht, Unwohlsein. Vorm heranrollenden Gewitter – fünf Regentropfen
– habe ich mich unter eine Brücke geflüchtet; dort steht ein Kompressor, der
gehirnzersetzenden Lärm erzeugt; die tiefen Frequenzen gehen auf den Bauch, die
höheren trommeln mit Trommelschlägen aus Schall auf meinem Schädel herum, gearbeitet
wird oben auf der Brücke.
Ich warte auf den erlösenden Regen. Am anderen Ufer hat sich
eine junge Frau auf eine Decke gelegt und handysch ihren oder einen Freund
herbeigerufen. Eine kleine Plastikflasche kommt dahergeschwommen, die Donner
gehen los, aber noch immer kein Regen. Regen, bitte komm! Ein Holzstück
schwimmt vorbei, eine Brise kommt auf; vielleicht ist es bald soweit. Hier
unter der Brücke stinkt es nach Urin. Ich sitze ungemütlich. Ich stehe auf und
gehe zu den wilden Blumen vor der Brücke, von berückender Schönheit.
(6.6.2018)
©Peter Alois
Rumpf Juni 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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