Freitag, 8. Juni 2018

968 Der Regen ist nicht gekommen


Nachdem es mich heute bei der schwülen Hitze ausgehoben hat – mein Zimmer ist vor meinen Augen „gelaufen“, als würde ich in einen gestörten Fernseher schauen – bin ich, als ich halbwegs wieder normal wahrnehmen und mich aufrichten konnte, zum Donaukanal gegangen, der in Wirklichkeit ein echter Donauarm ist, in der Hoffnung auf Linderung in der Hoffnung auf den dort ständigen Wind. Dort ist immer zumindest eine Brise, nur jetzt nicht. Kein Lüftchen geht. Gewitter rollen von weitem heran. Meine Wahrnehmung ist immer noch ein wenig gestört, die Insekten sind lästig, der Fluß rennt und rinnt sehr schnell und hat ungewöhnlich hellgrünes Wasser, fast wie ein Gebirgsfluß, trüb, als führe er Unmengen Sand mit sich.

Ich vertrage im momentanen Zustand meine Lesebrillen schlecht – was ich noch nie erlebt habe – Schwindel, an den Rändern leicht verdunkelte Sicht, Unwohlsein. Vorm heranrollenden Gewitter – fünf Regentropfen – habe ich mich unter eine Brücke geflüchtet; dort steht ein Kompressor, der gehirnzersetzenden Lärm erzeugt; die tiefen Frequenzen gehen auf den Bauch, die höheren trommeln mit Trommelschlägen aus Schall auf meinem Schädel herum, gearbeitet wird oben auf der Brücke.
Ich warte auf den erlösenden Regen. Am anderen Ufer hat sich eine junge Frau auf eine Decke gelegt und handysch ihren oder einen Freund herbeigerufen. Eine kleine Plastikflasche kommt dahergeschwommen, die Donner gehen los, aber noch immer kein Regen. Regen, bitte komm! Ein Holzstück schwimmt vorbei, eine Brise kommt auf; vielleicht ist es bald soweit. Hier unter der Brücke stinkt es nach Urin. Ich sitze ungemütlich. Ich stehe auf und gehe zu den wilden Blumen vor der Brücke, von berückender Schönheit.








(6.6.2018)














 ©Peter Alois Rumpf    Juni 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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