Freitag, 25. Mai 2018

958 Ich brauche eine dichterische Schußwaffe


Als ich heute wieder einmal aufwachend in die angebliche Wirklichkeit gleite – nicht so direkt, sondern einen Meter vor, zwei Meter zurück, dann umgekehrt, dann drei zu eins – begleitet von Traumbildern meines Aufenthaltes in einer noblen Wohngemeinschaft, deren Bewohner aber alle irgendwie verwandt zu sein scheinen, einen dürren, alten Herrn gibt es auch, vielleicht bin ich in einen aristokratischen Familiensitz eingezogen – dazupassen tu ich jedenfalls nicht – ich komme mir wie ein plumper, fetter Prolet vor – ich weiß auch nicht recht, wie man sich hier benimmt – mir fällt auf, daß ich öfters solche WG-Träume habe – das Zimmer ist – wie immer in diesen Träumen – ziemlich schäbig und jetzt habe ich gar kein eigenes, sondern bin in einer Ecke des Zimmers eines anderen untergebracht. Sie reden kaum mit mir und in ihren Augen sehe ich Entsetzen und Bedauern über mich, besonders beim alten, dürren Herrn – ihre Höflichkeit verbietet es ihnen, mich gleich rauszuwerfen oder direkt auf mein falsches Benehmen und Reden hinzuweisen – wie auch immer – wie ich da im Aufwachen so hin und hergleite – begleitet von plötzlichen, kurzen Angstanfällen, Molekülen der Übelkeit und alle anderen Aufwacherscheinungen – da fällt mir ein: ICH BRAUCHE EINE DICHTERISCHE SCHUSSWAFFE!

So kann es mit der Schreiberei nicht weitergehen! Ich muß mich freischießen! Wen oder was ich da erschießen muß, weiß ich noch nicht; das wird sich schon zeigen, oder? Oder geht es um einen literarischen Amoklauf?: Freie Bahn für einen freien Schreiberling!? Alles, was so an mich herangekrochen kommt: erschießen! Alles, was sich mir in den Weg stellt: erschießen!
Schriftsteller sind es nicht, die ich erschießen muß; es sind andere Figuren.


So! Jetzt setzt der Regen ein und ich werde gleich ruhiger und friedlicher. Er bringt ein wenig Erlösung.









(25.5.2018)












©Peter Alois Rumpf    Mai 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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