957 Der schönste Platz auf der Welt
Es geht auf Mitternacht zu und nachdem ich das Buch
weggelegt habe, bemerke ich erst die Stille. Als hätte mein Lesen vorhin Lärm
erzeugt. Meine Stille besteht aus Weckerticken, Surren in den Ohren, dem
Kratzen und Schaben von Hand und Kugelschreiber auf Papier, dem Schnurren der
Katze zuerst und jetzt einem schmatzenden Laut, weil sie sich leckend putzt.
Auch die Bewegungen meines Kopfes am hinter den Nacken gestopften Polster
bringt so etwas wie ein weiches Knarren hervor – wenn es das gibt.
Ich harre der Dinge die da kommen. Die Stille ist nicht nur
friedlich und harmlos, sie hat Geheimnisse, die ich nicht finde, dennoch ist
sie schön. Ich bin ganz ruhig. Ich schreibe nicht, bewege mich nicht und könnte
lange so bleiben.
Wie ich das Zimmer liebe! Es ist der schönste Platz auf der
Welt! Und ich bin gütig mit mir selbst. Ohne Scherz! In dieser Stille fühle ich
mich geborgen. Wecker und Surren geben ihr noch eine – hm! - symphonische
Feierlichkeit.
Ich kann mich von dieser Stille nicht losreißen. Bis mir
einfällt, daß ich ja auch beim Einschlafen auf sie horchen, lauschen und losen
kann.
(24./25.5.2018)
©Peter Alois
Rumpf Mai 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite