Freitag, 25. Mai 2018

957 Der schönste Platz auf der Welt


Es geht auf Mitternacht zu und nachdem ich das Buch weggelegt habe, bemerke ich erst die Stille. Als hätte mein Lesen vorhin Lärm erzeugt. Meine Stille besteht aus Weckerticken, Surren in den Ohren, dem Kratzen und Schaben von Hand und Kugelschreiber auf Papier, dem Schnurren der Katze zuerst und jetzt einem schmatzenden Laut, weil sie sich leckend putzt. Auch die Bewegungen meines Kopfes am hinter den Nacken gestopften Polster bringt so etwas wie ein weiches Knarren hervor – wenn es das gibt.

Ich harre der Dinge die da kommen. Die Stille ist nicht nur friedlich und harmlos, sie hat Geheimnisse, die ich nicht finde, dennoch ist sie schön. Ich bin ganz ruhig. Ich schreibe nicht, bewege mich nicht und könnte lange so bleiben.

Wie ich das Zimmer liebe! Es ist der schönste Platz auf der Welt! Und ich bin gütig mit mir selbst. Ohne Scherz! In dieser Stille fühle ich mich geborgen. Wecker und Surren geben ihr noch eine – hm! - symphonische Feierlichkeit.

Ich kann mich von dieser Stille nicht losreißen. Bis mir einfällt, daß ich ja auch beim Einschlafen auf sie horchen, lauschen und losen kann.









(24./25.5.2018)












 ©Peter Alois Rumpf    Mai 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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