Mittwoch, 23. Mai 2018

955 Oder im


Die schöne Sonne schickt ihre Lichtflecken in meine Einzelzelle/Eremitenzelle/mein Kellion. Hauptsächlich auf die rechte Seite der Fensternische meines Zimmers und ein wenig auf meinen Schreibtisch. Dort schreibe ich allerdings fast nie, sondern benutze ihn als Ablage; dort sitze ich praktisch nur vorm Laptop oder beim Ordnen von Rechnungen, Bestellzettel und amtlichen Mitteilungen, oder wenn ich das Tarot lege oder das I-Ging befrage, oder in Wörterbüchern Wörter nachschlage (wie wär's mit „nach Wörtern schlage“?). Schreiben und lesen tue ich fast nur auf dem Bett. Oder im.

So macht die Sonne mein Kellion wirklich hell und erweckt eine eigenartige Sehnsucht nach dem vollen Leben draußen. Eigenartig, weil ich gleichzeitig froh bin, hier herinnen zu sein und nicht hinaus zu müssen und nur die Lichtflecken, jedoch nicht die Sonne zu sehen. Diese Lichtflecken und gute Formulierungen (aktiv und passiv) machen mich glücklich; mehr Leben würde ich vermutlich gar nicht vertragen.

Manchmal gehe ich durch's junge Leben unten. Manchmal störe ich dabei, manchmal spricht mich ein Kind an. Daß ich sie anspreche, wollen sie – so scheint es – momentan eher nicht. Sie haben das volle Recht dazu.

Es ist die Nachmittagssonne und die Tageskinder werden bald abgeholt werden. Ich werde jetzt zum Postkastl runtergehen, nachschauen, ob meine bestellten antiquarischen Bücher schon zugestellt sind. (Bücher werden „zugestellt“? Womit?)









(23.5.2018)










 ©Peter Alois Rumpf    Mai 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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