955 Oder im
Die schöne Sonne schickt ihre Lichtflecken in meine
Einzelzelle/Eremitenzelle/mein Kellion. Hauptsächlich auf die rechte Seite der
Fensternische meines Zimmers und ein wenig auf meinen Schreibtisch. Dort
schreibe ich allerdings fast nie, sondern benutze ihn als Ablage; dort sitze
ich praktisch nur vorm Laptop oder beim Ordnen von Rechnungen, Bestellzettel
und amtlichen Mitteilungen, oder wenn ich das Tarot lege oder das I-Ging
befrage, oder in Wörterbüchern Wörter nachschlage (wie wär's mit „nach Wörtern
schlage“?). Schreiben und lesen tue ich fast nur auf dem Bett. Oder im.
So macht die Sonne mein Kellion wirklich hell und erweckt
eine eigenartige Sehnsucht nach dem vollen Leben draußen. Eigenartig, weil ich
gleichzeitig froh bin, hier herinnen zu sein und nicht hinaus zu müssen und nur
die Lichtflecken, jedoch nicht die Sonne zu sehen. Diese Lichtflecken und gute
Formulierungen (aktiv und passiv) machen mich glücklich; mehr Leben würde ich
vermutlich gar nicht vertragen.
Manchmal gehe ich durch's junge Leben unten. Manchmal störe
ich dabei, manchmal spricht mich ein Kind an. Daß ich sie anspreche, wollen sie
– so scheint es – momentan eher nicht. Sie haben das volle Recht dazu.
Es ist die Nachmittagssonne und die Tageskinder werden bald
abgeholt werden. Ich werde jetzt zum Postkastl runtergehen, nachschauen, ob
meine bestellten antiquarischen Bücher schon zugestellt sind. (Bücher werden
„zugestellt“? Womit?)
(23.5.2018)
©Peter Alois
Rumpf Mai 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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