382 Optischer Fasttag
Heute habe ich einen optischen Fasttag eingelegt. Kein
T-Shirt mit Aufschriften („scheinanwesend“ oder „bin am Sprung“ oder „fader
Zipf“ oder „leuchtendes Wesen“ oder „sterblich“ oder „ich bin gerade in einer
Besprechung“ oder etcetera), sondern ein graues Leiberl, eine von den
desolateren Jeans (die Risse sind echt, nicht gemacht) – das ist so eine Art
Fasttag zur Vorbereitung auf das große morgige Fußballfest. Damit morgen das
rote Alabateamleiberl richtig strahlt. Den ganzen Tag male ich mir schon
verschiedene Varianten der Gesichtsbemalung aus.
Beim Aufwachen heute gleich hellwach vor verschlafenem
Hintergrund. Heute ist der Tag. Start in die EM. Unser Start. Ich kann
nicht unterscheiden, was echt ist und was ich bloß spiele. Die Aufregung jedoch
scheint echt zu sein. Ich spüre mein Herz. Ich denke an den Herzinfarkt meiner
Mutter während eines Fußballspiels und muß innerlich lachen.
Meine Leidenschaft kommt mir genauso aufgesetzt vor; sie
ruht nicht auf einem soliden Interesse für und Wissen über Fußball, sondern
meine Seele (?) scheint sich mit irgendwelchen zweifelhaften
Bedürfnisstrategien dranhängen zu wollen. Gloryhunter oder so ähnlich.
Aber alles egal. Ich bleibe bei meiner Leidenschaft, auch
wenn sie unseriös ist. Dieser Ausnahmezustand!
©Peter Alois Rumpf Juni
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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