3656 Das offene Fenster
14:39. Das offene Fenster, durch das ich vom Bett aus ins Freie schaue, ist eingerahmt von zwei weißen Vorhängen auf einer müden Stange, die sich vom Gewicht der Stoffe durchbiegt. Draußen sehe ich die Kronen einer Reihe von Laubbäumen; ziemlich in deren Mitte mächtig überragt von einem riesigen Nadelbaum, der hinter der Reihe auftaucht. Von hier aus kann ich nicht eindeutig erkennen, von welcher Art er ist. Am milchig blauen Himmel dort über den Bäumen haben sich ein paar weiße Wolken eingenistet. Die zwei Vorhänge sind in ihrer vertikalen Mitte von ebenfalls weißen Bändern zusammengebunden, von derem rechten ein langer Faden absteht, der wie wild und panisch im Wind hin und her springt, als wolle er sich losreißen und fliehen. Lachen kommt die Schlossmauern herauf, laut und ein wenig exaltiert und deshalb meinem ständig mißtrauischem Geist nicht ganz glaubwürdig. Die zwei Fichten, die ich durch das geschlossene Fenster links sehe, sind von dem alten, träge verrinnendem Fensterglas vershattert und entstellt, dass sie wie das Werk eines ornamentalischen Künstlers wirken; nicht unschön, aber dennoch bereits als überkünsteltes Bild in Kitschgefahr. Mein Gott, dieses riesige Zimmer macht etwas mit mir; seine feudalen Ausmaße und seine selbstverständliche Großzügigkeit machen mich … hm … gehobener. Dabei bezahle ich das Zimmer gar nicht; ich könnte es mir nicht leisten.
War der Schrei jetzt von einem Esel oder von einem Mann beim Sex? Ich muß das offen lassen; es hat zu kurz gedauert um dahinter zu kommen. Ich war es jedenfalls nicht! Ich schreie – wenn überhaupt – meistens etwas länger.
(9.5.2024)
©Peter Alois Rumpf Mai 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
(9.5.2024)
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