Donnerstag, 3. August 2023

3330 Papa!

 



5:48 a.m. In den Ritzen der Jalousie sehe ich das gelb gewordene Morgenrot. Die akustischen Straßen“beleuchtung“ ist schon im vollem Gange; ein Flugzeug bestätigt offiziell den lärmenden Sound. In meiner linken Hand spüre ich eine krampfhafte Spannung, aber auch wie sie sich aufzulösen zu beginnen versucht. Im Körper sonst steckt noch ein grauenhafter traumhafter Schrecken, aber mehr weiß ich davon nicht zu erzählen. Die Fliegen sind schon da. Die eine untersucht diesmal die beschriebenen Notizbuchseiten und meine linke Hand. An mir rieche ich noch den gestrigen Rauch. Jetzt heult die Straße von einem langgezogenen gröberen Schmerz. Die Sonnenscheibe ist nun die Sprossen der nicht völlig zusammengeschobenen Jalousie heraufgeklettert und verleiht auch dem Zimmer etwas rötlich goldenen Glanz. Ich aber bin müde und will noch etwas schlafen.

6:51 a.m. Aber ich kann nicht mehr schlafen: die Schmerzen im Kreuz sind heute zu stark. Gottseidank (oder wie denkt ihr darüber?) ist die Schreib-Hock-Position die am wenigsten schmerzhafte. So hocke ich jetzt da und blicke auf das gleißende Licht, das sich durch die Ritzen der Jalousie zwängt. Ein Stückchen Haut, das vom Nagelbett des Ringfingers der rechten Hand absteht, nervt mich enorm, weil es beim Schreiben mit dem Pilotstift ständig unangenehm über das Papier kratzt. Aber es ist mir nach mehreren Versuchen doch gelungen, das Hautstückchen mit meinem löchrigen Gebiss abzubeißen und zu verschlucken (schaut nicht gut aus, dass mein Text vorm Weltgericht bestehen kann). Ich spüre eine Fliege auf meiner Schreibhand, die jedoch in Wirklichkeit auf meinem Notizbuch sitzt. Ist mein Notizbuch energetisch gesehen schon Teil von mir? Ach! Bin so müde. Ich schlafe im Sitzen ein.

6:55 a.m. Ich habe es ganz deutlich gehört! Eine Fliege hat „Papa“ zu mir gesagt! Sie hat den Sound ihrer Flügelbewegungen so moduliert, dass sie die zwei Silben Pa-Pa – ein wenig verschwommen zwar, aber deutlich herausgebracht hat. Ich weiß jetzt nicht, welche der drei Fliegen, die mich umkreisen, das war, aber das tut meiner Freude keinen Abbruch. „Papa!“ Ich kann nur spekulieren: sind die drei vom Herr der Fliegen zu mir übergelaufen? Und weil sie es so gewohnt sind, nennen sie mich als ihren neuen Herrn „Papa“? Oder ist das Geschehen noch viel komplexer und geheimnisvoller? Ich weiß ja nicht, was mein Traumkörper oder mein Energiekörper so auf ihren Reisen und mit den vielen möglichen Verwandlungen so treiben! „Papa!“ Ich seufze tief auf. Eine der Fliegen wird schon etwas frech und steigt mir in die Augen. Ach! Was soll’s! „Papa!“

(3.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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