Mittwoch, 2. August 2023

3328 Arbeiten

 



9:46 a.m. Am Frauenberg hat sich der Nebel gelichtet, aber die Wolken verdunkeln noch ein wenig die weite Ebene, und hinter diesem Hügel da hinten steigt wieder die Rauchfahne auf, die ich schon die Tage zuvor gesehen habe. Und im Friedhof direkt unter mir wird ein Grab für das Begräbnis hergerichtet – die Totenmesse läuft schon – fast fröhlich klingen die Bretter und Holzbalken, die die Arbeiter in ihrem Dialekt einpassen, wenn sie, die Bretter, aneinander stoßen. Der Himmel zeigt an einigen Stellen sein frisches, helles Blau. Das niedere Steinmäuerchen wirkt wie verrostet und alt und doch wie erst vor ein paar Tagen schnell aufgeschlichtet. Das Handy eines Friedhofsarbeiters läutet und ich gehe jetzt ganz auf das Plateau hinauf. Den Stuhldrang unterdrücke ich und setze mich auf die Bank vor dem Säulenstumpf. Noch ist es etwas frisch, aber es wird ein schöner, warmer, sonniger Tag.

Typisch für dieses Imperium Romanum, dass sie sich auf dieser uralten weiblichen Kultstätte mit einem Marstempel hereindrängen mußten. Imperialismus pur. Und wieder ein Bagger – das Machogetue dominiert immer noch den Platz. Ich werde wieder nach unten gehen und das Frühstücksgeschirr waschen; nicht dass ich glaube, dass mich das rettet. Und ich höre hier heroben auch noch eine Frau „arbeiten“ sagen, in einem Tonfall, der keinen Zweifel an der darin gespeicherten Wut läßt und an den damit verbunden Selbsthass. Aber die Brise ist sanft und mild und der Blick über die Ebene kann ganz weit gehen.

(2.8.2023)

Peter Alois Rumpf August 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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