Samstag, 19. Februar 2022

2596 Munch im Dialog

 

Albertina. Jetzt sitze ich da bei der geliebten Michela Ghisetti und habe mir vorgestellt, ich werde wie verrückt schreiben. Aber dem ist nicht so. Kistehén Tánczenekar spielt mir via Ohrenstöpsel Virágok A Réten, ihr fröhliches, romsintisches Sommerlied, dann kommt wieder der liebe John. Nur langsam ist mein Blick fähig aufzunehmen. Tutto_Mega_Tutto. Ein Universum für sich, aber jetzt schickt es mir den Schauder über den Rücken. Es ist recht dunkel, kommt aus diesem Kosmos der Tod? Ein paar Photos will ich noch machen. Manche Bilder wie den Magic Carpet und die neun Emotional Lights könnte ich küssen wie die orthodoxen Gläubigen ihre Ikonen. John Frusciante spielt eines meiner Lieblingslieder „Dissolve“ und ich gehe weiter.

Hinein beim Munch und schon begeistert vom „Herbstregen“. Ein wunderschönes Bild. Leider kann ich dort schlecht sitzen und nur schräg in zu großem Abstand hingaffen; und der lange Wächter hat mich im Visier. Hat er mich photographiert? Er steht schon noch im Höflichkeitsabstand von mir. Freut mich, dass ich eine bedrohliche Erscheinung bin; besser als Nichts. Jetzt klapp ich mein Notizbuch zu und verstaue es mit dem Pilotschreiber in mein Albertinatascherl – von mir auch Kindergartentascherl genannt. Das Bild: so toll gemalt. Ganz unbefangen und locker, überhaupt nicht ornamentanfällig wie sonst, das dann zum depperten Klimt weiterführt; wenn nicht gar zum noch depperteren hundertfältigen Hundebrunzwasser. Ich gehe weiter.

Munch im Dialog. Meistens mit scheußlichen Sachen, denke ich mir. Aber egal. Ich schau mir das an. Geht Miriam Cahn? Der Munch hat recht viele nackerte Weiber, das gefällt mir, vor allem die im Bad und so manche wunderschöne Landschaft. Ja, die Frauen im Bad mit ihren Überzeichnungen gefallen mir außergewöhnlich und "Herbst im Ulmenwald".

Und Peter Doig? Geht der? Immerhin Vornamensvetter. Und ich bin korrupt! Aber ich weiß nicht.

Und Tracy Emin? Als Vergleich zu Munch macht's mich ein wenig nervös. Für sich genommen – glaub ich – gefallen mir die Bilder. Wo sind die von mir angekündigten Scheußlichkeiten? Ich ahne, im nächsten Raum kommen sie. Genau! Da ist schon der scheußliche Baselitz.

Und Marlene Dumas? Weiß nicht. Vielleicht verkrafte ich ihre Bilder auf meiner nackt-gschmackigen Tour nicht.

Der Munch, alles andere als harmlos, ist dann doch eine Erholung, auch wenn er den öden Übergang vom Winter zum Frühling malt, die schrecklichste Jahreszeit für mich und meine Gesundheit.

Und jetzt der Scheußlichkeiten Höhepunkt: Andrew Warhola Jr, der gräßliche Kopierer.

Und der Jesper Johns? Naja, was weiß ich!?

Gut, ich bin eigentlich ein Freund des Assoziativen. Gottseidank aber bin ich im absoluten Abseits und kann denken und schreiben was ich will, rücksichtslos und unverantwortlich, laienhaft und unbedarft; es liest es eh kaum wer. Keine Auswirkungen auf die Welt, oder?

 

(18.2.2022)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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