Mittwoch, 6. Oktober 2021

2458 Neues Bild

 

Ein neues Bild ist aufgetaucht, an meinem Kassettenrekorder, während ich über das durchschnittliche Einkommen der österreichischen Familien aus aktuellem Anlass nachgedacht habe und das Gesicht auf dem erschienen Bild hat wütend ausgesehen. Dann ist das Gesicht wieder verschwunden und was mir als Bildfläche erschienen ist, ist der Deckel des vertikal ausgerichteten Kassettengehäuses. Wird Zeit, dass ich wieder zu zeichnen beginne, wenn ich schon mit optischen Täuschungen meine Welt zu bebildern anfange. Ich habe es ja schon versucht, immer wieder, aber es kommt dabei nichts raus – ich bin viel zu verkrampft; ich kann es nicht einfach fließen lassen. Ich entwickle keine Freude daran und auch keine Selbstverständlichkeit. Es scheint einfach zerbrochen zu sein. Hoffentlich greift das nicht auf mein Schreiben über; ich habe solche Angst, auch das noch zu verlieren.

Meine Schreibtischbrille leuchtet in drei Punkten, wie ein kleines Sternbild. Und schon wieder schau ich stumm in meinem Kemenatenreich herum. Ein Seufzer kommt heraus. Ich schürze meine Lippen in gespielter Missbilligung und in gespielter Gleichgültigkeit. Ich blicke traurig die drei Sterne an meiner Brille an und verordne meinen Augenmuskeln und Augenfalten freundlich wissende Coolness, so à la gütiger alter wohlbestallter pensionierter Patriarch. Aber das bin ich nicht! Ich bin doch immer dem Unerreichbaren hinterhergehechelt und stehe jetzt unvollendet und mit leeren Händen da.

Gib doch das alles auf! Das vorzutäuschen ist viel zu anstrengend und wenig überzeugend!

 

(5./6.10.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf  Oktober 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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