2458 Neues Bild
Ein neues Bild ist aufgetaucht, an meinem Kassettenrekorder,
während ich über das durchschnittliche Einkommen der österreichischen Familien
aus aktuellem Anlass nachgedacht habe und das Gesicht auf dem erschienen Bild
hat wütend ausgesehen. Dann ist das Gesicht wieder verschwunden und was mir als
Bildfläche erschienen ist, ist der Deckel des vertikal ausgerichteten
Kassettengehäuses. Wird Zeit, dass ich wieder zu zeichnen beginne, wenn ich
schon mit optischen Täuschungen meine Welt zu bebildern anfange. Ich habe es ja
schon versucht, immer wieder, aber es kommt dabei nichts raus – ich bin viel zu
verkrampft; ich kann es nicht einfach fließen lassen. Ich entwickle keine
Freude daran und auch keine Selbstverständlichkeit. Es scheint einfach
zerbrochen zu sein. Hoffentlich greift das nicht auf mein Schreiben über; ich
habe solche Angst, auch das noch zu verlieren.
Meine Schreibtischbrille leuchtet in drei Punkten, wie ein
kleines Sternbild. Und schon wieder schau ich stumm in meinem Kemenatenreich
herum. Ein Seufzer kommt heraus. Ich schürze meine Lippen in gespielter
Missbilligung und in gespielter Gleichgültigkeit. Ich blicke traurig die drei
Sterne an meiner Brille an und verordne meinen Augenmuskeln und Augenfalten
freundlich wissende Coolness, so à la gütiger alter wohlbestallter
pensionierter Patriarch. Aber das bin ich nicht! Ich bin doch immer dem
Unerreichbaren hinterhergehechelt und stehe jetzt unvollendet und mit leeren
Händen da.
Gib doch das alles auf! Das vorzutäuschen ist viel zu
anstrengend und wenig überzeugend!
(5./6.10.2021)
©Peter Alois
Rumpf Oktober 2021 peteraloisrumpf@gmail.com
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