2325 Redliche Halbzeit
Das ruhige Wasser der Großen Mühl glitzert gegen die
Strömung im Wind, der den Fluß herauf kommt. Mir gegenüber am anderen Ufer die
unglaublich hohe, schattige, grüne Wand aus Bäumen und Wald (Bäume: das sind
die, die ich als Einzelne erfassen kann. Wald: das sind die, die ich nicht mehr
als einzelne Bäume erfassen kann). Der stille Stehpaddler holt in mir eine
uralte Sehnsucht hervor; etwas, das Jahrhunderte oder Jahrtausende zurück
liegt. Die Sonne brennt mir auf die Haut. Ich liege in einem flachen Korbsessel
– das ist modern, wie das Gebrumme und Geplärre der Autos. Auch die Schwimmerin
erzeugt Stille. Die Kirchturmuhr schlägt zwölf Mal. Dann kommt das das Herz und
das Gemüt erfrischende Mittagsläuten, als hätte auch ich Halbzeit in einem
redlichen Tageswerk, auf das ich stolz sein könnte.
Die dunkle Blätterwand gegenüber wird immer mehr von Flecken
aufgeleuchteten Grüns durchbrochen, denn die Sonne ist höher geklettert. Ich
werde jetzt zum kalten Fluß hinabsteigen. Aber vorher schaue ich mir diesen
üblichen depperten Putto mit wasserspeiendem Fisch in seinen Armen an,
versöhnlich, dass ihm das halbe Knie fehlt und dem zweiten Fisch der
Mittelteil. Die Fehler und Versehrung machen den Kitsch erträglich. Ansonsten
habe ich hier wahrlich nichts zu meckern.
(12.7.2021)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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