Mittwoch, 14. Juli 2021

2325 Redliche Halbzeit

 

Das ruhige Wasser der Großen Mühl glitzert gegen die Strömung im Wind, der den Fluß herauf kommt. Mir gegenüber am anderen Ufer die unglaublich hohe, schattige, grüne Wand aus Bäumen und Wald (Bäume: das sind die, die ich als Einzelne erfassen kann. Wald: das sind die, die ich nicht mehr als einzelne Bäume erfassen kann). Der stille Stehpaddler holt in mir eine uralte Sehnsucht hervor; etwas, das Jahrhunderte oder Jahrtausende zurück liegt. Die Sonne brennt mir auf die Haut. Ich liege in einem flachen Korbsessel – das ist modern, wie das Gebrumme und Geplärre der Autos. Auch die Schwimmerin erzeugt Stille. Die Kirchturmuhr schlägt zwölf Mal. Dann kommt das das Herz und das Gemüt erfrischende Mittagsläuten, als hätte auch ich Halbzeit in einem redlichen Tageswerk, auf das ich stolz sein könnte.

Die dunkle Blätterwand gegenüber wird immer mehr von Flecken aufgeleuchteten Grüns durchbrochen, denn die Sonne ist höher geklettert. Ich werde jetzt zum kalten Fluß hinabsteigen. Aber vorher schaue ich mir diesen üblichen depperten Putto mit wasserspeiendem Fisch in seinen Armen an, versöhnlich, dass ihm das halbe Knie fehlt und dem zweiten Fisch der Mittelteil. Die Fehler und Versehrung machen den Kitsch erträglich. Ansonsten habe ich hier wahrlich nichts zu meckern.

 

(12.7.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Juli 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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