Sonntag, 4. Juli 2021

2316 Loch in der Wand

 

Im großen Mali-Lošinj-Bild färbt sich die Kurve der Hafenstraße blau. Das vergeht wieder, aber jetzt zerklüftet sie sich wie wie wie … mein bedrängtes Gehirn weigert sich, einen geeigneten Vergleich zu finden. Dafür wirkt die Hafenkante erstaunlich akurat. Auf den ersten Blick. Je länger ich hinschaue, umso verdächtiger erscheint sie mir, fast kriminell. Die Kirchenglocken bejubeln Auferstehung von den Toten und Sonntag (den Vornamen weiß ich nicht; Susan ist es nicht), erheben mein Herz (und aktivieren meinen Spötter).

Immer noch ist die Kurve der Hafenstraße aufgewühlter als das Meer. Frau Katz möchte heute – von 0 Uhr an gerechnet – zum dritten Male ausführlich und hingebungsvoll gestreichelt und gekrault werden. Am Himmel – ich bin wieder im Lošinj-Bild – brauen sich dramatische Szenen zusammen, Formen fast wie bildhafte Hieroglyphen, ein mene mene tekel upharsin? Ich kann es nicht lesen. Die kleine Verklärung greift aufs ganze Bild über; ich entdecke in der Häuserzeile eine menschliche Gestalt, eingeklemmt zwischen zwei Häusern und genauso groß, bis zum Bauch eingegraben. Festgehalten und bisher übersehen. Was soll mir klar werden? Was wollen mir die Götter an die Wand schreiben? Die Botschaft dringt nicht durch; sie ist stecken geblieben.

Nun greift die verklärende Dynamik auf das Tirol-Bild über, verändert die Landschaft, bewegt und mischt Farben und Formen. Sich bedrohlich gebende Gestalten entstehen oder werden sichtbar - aber ich fürchte mich nicht: ich will ja hinter die Kulissen schauen.

In kleineren Bild vom kleineren Losini grande bleibt alles fest und stabil, denn wie das weiße Leuchten die Stadt und alles vom Hintergrund her auflöst, geschieht unauffällig und still. Im Tirol- will sagen: Kufstein-am-grünen-Inn-Bild fangen ein paar Bergspitzen zu leuchten an. Oder entdecke ich dort zum ersten Mal Schnee? Eine fernere, höhere Bergkette, die ich zum ersten Mal wahrnehme? Im Vordergrund wieder so eine fast kindisch aussehende monströse Gestalt. Und die leicht übersehene Donnersbachwalder Wintersonne brennt immer noch ein Loch in die Wand.

 

(4.7.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Juli 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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