Freitag, 18. Juni 2021

2300 Zugelächelt

 

Wieder in dem Café in der Burggasse. Seit dem ersten Lockdown zum ersten Mal. Tagelang mußte ich auf mich wie auf einen kranken Esel einreden, bis ich mich traute. Gut zureden. Immer wieder wiederholen. Der schlimmere und stärkere Lockdown hockt und arbeitet in meiner Seele. In der CD-Abteilung vom Gerngroß vorhin hätte ich mir fast eine umfangreiche CD-Sammlung des Art-Ensemble of Chicago um sechsundachtzig Euro gekauft, aber es mir dann aus Sparsamkeitsgründen verboten. Ich bereue es bereits. Aber ich habe kein Recht darauf. Zirka 1.100.- beträgt die Miete unserer Wohnung und ich trage keinen Cent dazu bei: es steht mir dieser CD-Luxus nicht zu. Aber irgendwer muß doch diese Kulturschätze bewahren, bevor sie untergehen! Möglichst viele und breit gestreut, sonst gehen sie verloren wie die Bücher der Bibliothek von Alexandria.

Ich kenne hier niemand mehr, weder vom Personal, noch von den Gästen. Neuübernahme? Hoffentlich nicht! Obwohl: was geht es mich an? Ach! Immerhin ist es der erste Anlauf. Ein Anlauf, mich fragwürdige Existenz aus meinem (geborgten) Kelion hinaus in die Welt zu jagen. Übrigens sitze ich drinnen, nicht im Gastgarten. Drinnen ist es ganz leer. Wie angenehm!

Die Chefin ist gekommen! Keine Neuübernahme, ich bin erleichtert. Ich suche Augenkontakt zu ihr um sie grüßen zu können (ich kann niemanden grüßen, der mich nicht anschaut; ich kann nie, gar nicht direkt auf mich aufmerksam machen oder einfach – sozusagen in alter Bekanntschaft – von mir aus den Gruß starten). Wird sie sich noch an mich erinnern? „Des Menschen Tage ...“ Ja, sie hat hergeschaut und mir auf meinen kopfnickenden und murmelnd-gestammelten Gruß zugenickt und zugelächelt. Alles ist gut! Ich kann wieder kommen. Jetzt trau ich mich wieder her!

 

(18.6.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   Juni 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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