Montag, 15. Juni 2020

1882 Plumps


Etwas wie Angst huscht über mein Aufwachen und Aufsetzen und Das-Gleichgewicht-Suchen. Still. Unglaubliche Stille bei geöffnetem Fenster (mitten in der Stadt. Eine solche Stille bekommt ihr am Land kaum noch hin!).
Ich nicke wieder ein und warte auf Anrufe und Anweisungen von drüben. Oder drinnen. Läuft aufs Selbe hinaus!

Abrechnung mit meine Kindheit an Hand meines damaligen Märchenbuches. Ist das eine Aufforderung von oben und innen? Jedenfalls eine interessante Idee! Ein bißchen scheue ich die viele Arbeit. Und davor, meinen Schreibtisch aufräumen zu müssen. Im Bett wird mit dem Riesenbuch schwer zu arbeiten sein. Ich scheue die Arbeit sehr! Eigentlich wollte ich mein Leben schon auslaufen lassen und mich nie mehr anstrengen.

Habe ich schon angebissen? Schaut so aus. Wer hat mich an der Angel? (bloß eine rhetorische Frage: das Nagual.)

Die leichte Übelkeit, die schon verschwunden war, kehrt wieder. Ist da.

Mein Hobby (das Wort mag ich auch nicht): Wörter und Namen, ohne sie verstehen zu müssen, Sprachen und Regionen oder Ethnien zuzuordnen zu versuchen (das kommt jetzt, um mich von der schweren Arbeit, die ich innerlich schon angenommen habe, nochmals abzulenken und ein paar Priouetten der Startverhinderung zu drehen). Aber Anfangen kann ich noch nicht: ich muß das Buch erst auftreiben („auftreiben“ - ha, ha ha – nachher habe ich festgestellt, das Buch befand sich dreizehn Schritte von meinem Bett entfernt ganz normal in einem Regal).

Einnicken und im Zwischenreich schweben.
Die inneren Bilder beginnen schon zu zoomen.
Ich korrigiere und überarbeite Textstellen, die in dieser Welt nicht vorhanden sind.
Ein Plumps unten bei den Tagis erzeugt optische Wellen auf meinen inneren Bildern.

Ein schönes, wohliges Arrangement: auf meiner Schreibhand hockt die Katze und ich kraule ihren pelzigen Bauch und sie, sie zwingt mich so zu knappen Sätzen, in der linken halte ich mein Notizbuch und den Stift wie der Heilige Wasweißichwer oder der böse Dichter beim gedankenlosen Vorauer Denkmal.

Die Katze kratzt mir beinah die rechte Pulsader auf (maßlose Übertreibung; bloß zwei rote Strichlein).

Ich warte noch auf den deutlichen Aufwachimpuls und den richtigen Aufstehklick, wo sich mein Blick entschleiert und aufklart und mein Bewußtsein mit einem leichten Knall endgültig in die Alltagswelt eindringt.










(15.6.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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