1882 Plumps
Etwas wie Angst huscht über mein Aufwachen und Aufsetzen und
Das-Gleichgewicht-Suchen. Still. Unglaubliche Stille bei geöffnetem Fenster
(mitten in der Stadt. Eine solche Stille bekommt ihr am Land kaum noch hin!).
Ich nicke wieder ein und warte auf Anrufe und Anweisungen
von drüben. Oder drinnen. Läuft aufs Selbe hinaus!
Abrechnung mit meine Kindheit an Hand meines damaligen
Märchenbuches. Ist das eine Aufforderung von oben und innen? Jedenfalls eine
interessante Idee! Ein bißchen scheue ich die viele Arbeit. Und davor, meinen
Schreibtisch aufräumen zu müssen. Im Bett wird mit dem Riesenbuch schwer zu
arbeiten sein. Ich scheue die Arbeit sehr! Eigentlich wollte ich mein Leben
schon auslaufen lassen und mich nie mehr anstrengen.
Habe ich schon angebissen? Schaut so aus. Wer hat mich an
der Angel? (bloß eine rhetorische Frage: das Nagual.)
Die leichte Übelkeit, die schon verschwunden war, kehrt
wieder. Ist da.
Mein Hobby (das Wort mag ich auch nicht): Wörter und Namen,
ohne sie verstehen zu müssen, Sprachen und Regionen oder Ethnien zuzuordnen zu
versuchen (das kommt jetzt, um mich von der schweren Arbeit, die ich innerlich
schon angenommen habe, nochmals abzulenken und ein paar Priouetten der
Startverhinderung zu drehen). Aber Anfangen kann ich noch nicht: ich muß das
Buch erst auftreiben („auftreiben“ - ha, ha ha – nachher habe ich festgestellt,
das Buch befand sich dreizehn Schritte von meinem Bett entfernt ganz normal in
einem Regal).
Einnicken und im Zwischenreich schweben.
Die inneren Bilder beginnen schon zu zoomen.
Ich korrigiere und überarbeite Textstellen, die in dieser
Welt nicht vorhanden sind.
Ein Plumps unten bei den Tagis erzeugt optische Wellen auf
meinen inneren Bildern.
Ein schönes, wohliges Arrangement: auf meiner Schreibhand
hockt die Katze und ich kraule ihren pelzigen Bauch und sie, sie zwingt mich so zu
knappen Sätzen, in der linken halte ich mein Notizbuch und den Stift wie der
Heilige Wasweißichwer oder der böse Dichter beim gedankenlosen Vorauer Denkmal.
Die Katze kratzt mir beinah die rechte Pulsader auf (maßlose
Übertreibung; bloß zwei rote Strichlein).
Ich warte noch auf den deutlichen Aufwachimpuls und den
richtigen Aufstehklick, wo sich mein Blick entschleiert und aufklart und mein
Bewußtsein mit einem leichten Knall endgültig in die Alltagswelt eindringt.
(15.6.2020)
©Peter Alois Rumpf, Juni 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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