Mittwoch, 10. Juni 2020

1875 Botschaft 011


„Was ist denn, Ossi!“

Anmerkungen des Aufschreibers:
Ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, hier schwindelt wer! Was soll so eine Botschaft?
Wer spricht? Zum ersten Mal eine weibliche Stimme! Erinnert mich an die meiner Frau. Aber sie kann es nicht gewesen sein, denn unter den Tageskindern gibt es keinen Ossi (gäbe es einen, könnte sie es unten ausgerufen haben).
Adressat: Ossi. Wer ist Ossi? Ich bin es nicht! Mein Vorgänger hier im Haushalt wurde so gerufen. Aber was soll dann das? Was geht das mich an? Der ist erfolgreich und aus allem Schlamassel längst heraußen und braucht meine Botschaften oder die über mich vermittelten sicher nicht.
Ich kannte bei meinen Proletenjobs einen Ossi gerufenen Alkoholiker – oder Ex-Alkoholiker – so genau wußte ich es nicht – und ewig trauernden Witwer. Ist er gemeint? Er als mein unmittelbarer Vorgesetzter hatte einen Narren an mir als seinen braven Arbeiter gefressen und mich in aller Öffentlichkeit sogar als seinen Augenstern bezeichnet. In Erinnerung an seine Geschichten muß ich lachen. Erst recht bei denen, die man mir an einer andern Arbeitsstelle in einem andern Postamt über ihn erzählt hat, Geschichten, die er mir nicht verraten hat. Ist er gestorben? Lebt er noch? Ich wüßte seinen ganzen Namen nicht mehr. Ich fühl jetzt Trauer und Dankbarkeit für diese alte, distanzierte Freundschaft, längst schon unter den Jahrzehnten tief begraben.
Übermittlung: der innere Traumchannel (sehr informativ diese Aussage, was?!). Naja, gar nicht so sicher.
Tonart: wie eine leicht genervte Mutter.
Sprachform: schlichte Erziehungsspeach.
Inhalt: als weder Adressat noch Sprecher kann ich dazu gar nichts sagen.
Nochmals: Sprecherin? Ja wer? Eine weibliche Göttin? Frau Holle? Unsere Liebe Frau von Wasweißich … Mariazell (die eingesperrte!)? (Deshalb schon genervt?). Meine internalisierte Mutter? Nein, viel zu wenig hysterisch und viel zu wenig genervt und viel zu wenig überfordert und viel zu … wie kann ich sagen? … spricht den Ossi bewußt und direkt und mit Namen an – passt nicht zu meiner Mutter! Eine kollektive Mutter? Sozusagen das durchschnittliche europäische Mutterprinzip? Oder meine Tante Frieda, die ich als Kind gern als Mutter gehabt hätte? Naja. Kann ihren Sound in diesem Ausruf zwar ein wenig, doch nicht ganz erkennen. Habe schon auch Erinnerungen an eine genervte Frieda, aber trotzdem.
Resümee: Ich weiß nicht wer gerufen hat, weiß nicht, was die Botschaft soll, hat jedoch Erinnerungen heraufgeholt und mich in eine leicht traurige, aber nicht unangenehme, sondern dem Anlass angemessene Stimmung versetzt, auch wenn ich nicht weiß, welcher Anlass das ist.
Weitere persönliche Anmerkung des Aufschreibers:
Ossi könnte schon für den im Vergleich zu mir erfolgreicheren Typen stehen. Das würde auch für den Postler Ossi gelten, denn immerhin hatte er einen gut bezahlten Job und eine gute, ausreichende Pension. Und untergehen werde ich ja auch.










(10.6.2020)









©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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