Montag, 8. Juni 2020

1868 Zunächst am Bahnhof


Friede der langen, die Geleise begleitenden Laubgebüschreihe (Pappeln, Holler, Weiden …), deshalb stecke ich mein Schreibzeug wieder in den Rucksack.

Der Triebwagen gleitet leise her zu uns und wir steigen ein. Großartig, wie wir den automatischen Ticketkauf geschafft haben. Nun fahren wir durch die Welt.

Die Zigarette ist durchgestrichen. Und ich bin aus dem Traum vom Wohnsitz auf dem Land geworfen.

Ein betoniertes Viadukt quert das breite, flache Tal rechts; überhaupt scheint mir hier das Rechte vorzuherrschen; vielleicht auch nur mein Vorurteil, weil ich aus dem rechten Fenster blicke.

Eine Straße scheint sich in der Wiese aufzulösen. Getreidefelder, Gräben und Wiesen, Wälder.
Da schau her! Ein zweites Geleise.

City-shuttle: welche City? Welches Weberschiffchen? (Wir sind in der S-Bahn Steiermark.)

Schöne Wolken am mehrheitlich ganz anders blauen Himmel.

Der Zug macht mich – im Gegensatz zum Bus – zum ausschweifungsreichen Schreiber.

Reichte das Reich des König Attila bis hierher?

Die da draußen auf den Feldern arbeiten, sind schon NÖ-Bauern.

Heckenrosen wachsen den Vogelbeerbaum hinauf.

Ein kurzer Blick auf den Hochwechsel (falsch! Landkartenüberprüft.) (oh, mein bürokratischer Geist!)

Umsteigen dann Bahnsteig 3 sagt uns der Schaffner.

Plötzlich links und rechts Berge von Sand.

Nun rechts ein steiler Waldhang. Überhaupt bis hierher viel Steilheit (Haseln, Ahorn, Birken, Buchen, Fichten, Eschen, Föhren, Lärchen …)
Viele tiefe Gräben, wirklich eine bucklige Welt.

Die Landschaft wird weiter, offener und lieblicher.

Eigenartige gemauerte Kleinstbauten werden am Waldrand überwuchert.

Ich hänge sehr tief im Gefährt in Bodennähe, bringt gute Einfälle. Schöne, saubere Holzstöße im rasend gemähten Gras.

Grimmiges Quitschen der Zugbremsen.
Au weh! Jetzt tauchen die furchtbaren Thujen auf.

Dann erlösende windwogende Getreidefelder und Wiesen im flacheren Land.

Ein Friedhof, der von der Ebene über einen Hügel und dann im Flachen wieder weiterwandert.

Großer Fels mit großen Löchern.

Ich hoffe, daß bei meinen Symbol beladenen Texten jene doch immer wieder von diesen rutschen, hinunterfallen und zerschellen.

Wir nähern uns aus den bäuerlich kultivierten Gefielden den stärker zivilisatorischen Gegenden: die Hecken sind penibel geschnitten, die Rasen rasiert.
Schmiedeeiserne Balkongeländer, Trampolins, an die Wände der Neubauten genagelte, hier sinnlos gewordene bäuerliche Antiquitäten, überdachte Plastikplantschbecken.

Die Landschaft wird immer weiter und lieblicher, aber mir reicht's!










(7.6.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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