1868 Zunächst am Bahnhof
Friede der langen, die Geleise begleitenden Laubgebüschreihe
(Pappeln, Holler, Weiden …), deshalb stecke ich mein Schreibzeug wieder in den
Rucksack.
Der Triebwagen gleitet leise her zu uns und wir steigen ein.
Großartig, wie wir den automatischen Ticketkauf geschafft haben. Nun fahren wir
durch die Welt.
Die Zigarette ist durchgestrichen. Und ich bin aus dem Traum
vom Wohnsitz auf dem Land geworfen.
Ein betoniertes Viadukt quert das breite, flache Tal rechts;
überhaupt scheint mir hier das Rechte vorzuherrschen; vielleicht auch nur mein
Vorurteil, weil ich aus dem rechten Fenster blicke.
Eine Straße scheint sich in der Wiese aufzulösen.
Getreidefelder, Gräben und Wiesen, Wälder.
Da schau her! Ein zweites Geleise.
City-shuttle: welche City? Welches Weberschiffchen? (Wir
sind in der S-Bahn Steiermark.)
Schöne Wolken am mehrheitlich ganz anders blauen Himmel.
Der Zug macht mich – im Gegensatz zum Bus – zum
ausschweifungsreichen Schreiber.
Reichte das Reich des König Attila bis hierher?
Die da draußen auf den Feldern arbeiten, sind schon
NÖ-Bauern.
Heckenrosen wachsen den Vogelbeerbaum hinauf.
Ein kurzer Blick auf den Hochwechsel (falsch! Landkartenüberprüft.)
(oh, mein bürokratischer Geist!)
Umsteigen dann Bahnsteig 3 sagt uns der Schaffner.
Plötzlich links und rechts Berge von Sand.
Nun rechts ein steiler Waldhang. Überhaupt bis hierher viel
Steilheit (Haseln, Ahorn, Birken, Buchen, Fichten, Eschen, Föhren, Lärchen …)
Viele tiefe Gräben, wirklich eine bucklige Welt.
Die Landschaft wird weiter, offener und lieblicher.
Eigenartige gemauerte Kleinstbauten werden am Waldrand
überwuchert.
Ich hänge sehr tief im Gefährt in Bodennähe, bringt gute
Einfälle. Schöne, saubere Holzstöße im rasend gemähten Gras.
Grimmiges Quitschen der Zugbremsen.
Au weh! Jetzt tauchen die furchtbaren Thujen auf.
Dann erlösende windwogende Getreidefelder und Wiesen im
flacheren Land.
Ein Friedhof, der von der Ebene über einen Hügel und dann im
Flachen wieder weiterwandert.
Großer Fels mit großen Löchern.
Ich hoffe, daß bei meinen Symbol beladenen Texten jene doch
immer wieder von diesen rutschen, hinunterfallen und zerschellen.
Wir nähern uns aus den bäuerlich kultivierten Gefielden den
stärker zivilisatorischen Gegenden: die Hecken sind penibel geschnitten, die
Rasen rasiert.
Schmiedeeiserne Balkongeländer, Trampolins, an die Wände der
Neubauten genagelte, hier sinnlos gewordene bäuerliche Antiquitäten, überdachte
Plastikplantschbecken.
Die Landschaft wird immer weiter und lieblicher, aber mir
reicht's!
(7.6.2020)
©Peter Alois Rumpf, Juni 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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