Donnerstag, 4. Juni 2020

1861 In die Lichtstärke


Der katzenhafte Fehlalarm und meine sinnvolle optische Täuschung begleiten meine Morgenzeremonie. Ein neues Wesen ist an der Bücherwand entstanden und schaut mich gesichtslos an. Von der Gestalt her könnte es ein Engel sein, ich weiß schon: aus Gebirge und aus Bücherrücken. Das Gebirge vom Brandl. Auch deswegen kommt etwas Erhabenes und Herrliches herüber, auch etwas Strenges. Das vielleicht vom Buch (Scholochow, der stille Don).
Darunter ein im Dämmer leuchtender Fluß und ein im Dämmer leuchtendes Schneefeld (Monet und Munch).
Der zusammengestückelte Engel hebt seine Rechte, ob zum Segen oder zur Mahnung ist mir unklar. Oder zum Halten einer gefährdeten Balance? Die Gestalt könnte die Hand auch vorm Mund halten, als Zeichen still zu sein, nicht zu reden (gälte das auch fürs Schreiben?).

In meinen und um meine Ohren spielt sich eine Wahnsinns-Surr-Synphonie ab, mit wechselnden Lautstärken, Tempi und Surrinstrumenten und Temperaturen. Ein verrückt dynamisches und überraschungsreiches Konzert (wo ist übrigens mein Montagepunkt?).

Ich hebe wieder den Blick; mein zusammengestückelter Engel hält noch. Könnte jetzt jedoch auch ein König sein. Malach, Mäläck, Metoo.

Meine Bilder werden plötzlich sakral und katholisch ausgestellt (das nicht mehr in dieser Welt) und ich habe bemerkt, daß – in die Lichtstärke …











(4.6.2020)












©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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