1852 Meine schöne Verwirrung
Nichts geht über meine schöne Verwirrung! Wenn ich nichts
weiß und auch nicht, wofür ich stehe. Stehe! Ich liege schon im Bett!
Es gibt keine Gedanken oder Phantasien, die ich streicheln
oder an denen ich zuzeln kann; ich horche in die Nacht hinaus und nichts geht
mich an. Ich habe keine Religion, keinen Glauben, keine Hoffnung, keine
Wissenschaft, keine Angst, keine Pläne, keine Zukunft; weiß gar nicht, was das
alles ist. Die einzige Frage, die mich beschäftigt: ob ich, bevor ich das Licht
abdrehe, besser noch aufs Klo gehe.
Die Fülle hier an Bildern und Wandschmuck, Bücherrücken und
Lichtreflexe ist mir recht; ohne daß ich mir darüber Rechenschaft ablege. Mein
Kopf und meine Knie schmerzen ein wenig, aber das gehört zu meiner
Privatfolklore. Ja, ich sitze, hocke und knotze in meinem eigenen Musikantenstadel, Gottseikrank ohne dessen Musik: aber zu mehr Werthaltung
reicht es nicht und das ist gut so.
Die zweizige Frage, die mich beschäftigt, ist, warum ich so
oft statt „ist“ „ich“ schreibe, diesmal sogar statt „die“? Aber auch das
beschäftigt mich nichteinmal kaum am Rand. Ihr glaubt, ich kann das nicht
schreiben? Natürlich kann ich! Mein Gott! schreibe ich halt: ich, ich, ich,
ich, ich, ich, ich … . Und? Beweist es was? Nee! Gottlog ist mir das wurscht!
So wenig Wissenschaft habe ich.
Nein, ich fühle mich wohl! Pudelwohl würde ich schreiben,
wenn ich das Wort „Pudel“ mögen täte, aber ich mag es nicht. Weder als Kern,
noch als nackt.
Ich fühle mich nun beängstigend wohl, habe jedoch keine
Angst. Sollen die Götter ruhig neidisch werden, was kümmern mich diese Larven!
Ich kämpfe auch mit dem Gott und ringe ihn nieder und stehle ihm seine
Elektrizität.
Ich bin das Zentrum der Explosion.
(1./2.6.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Juni 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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