Dienstag, 2. Juni 2020

1852 Meine schöne Verwirrung


Nichts geht über meine schöne Verwirrung! Wenn ich nichts weiß und auch nicht, wofür ich stehe. Stehe! Ich liege schon im Bett!
Es gibt keine Gedanken oder Phantasien, die ich streicheln oder an denen ich zuzeln kann; ich horche in die Nacht hinaus und nichts geht mich an. Ich habe keine Religion, keinen Glauben, keine Hoffnung, keine Wissenschaft, keine Angst, keine Pläne, keine Zukunft; weiß gar nicht, was das alles ist. Die einzige Frage, die mich beschäftigt: ob ich, bevor ich das Licht abdrehe, besser noch aufs Klo gehe.
Die Fülle hier an Bildern und Wandschmuck, Bücherrücken und Lichtreflexe ist mir recht; ohne daß ich mir darüber Rechenschaft ablege. Mein Kopf und meine Knie schmerzen ein wenig, aber das gehört zu meiner Privatfolklore. Ja, ich sitze, hocke und knotze in meinem eigenen Musikantenstadel, Gottseikrank ohne dessen Musik: aber zu mehr Werthaltung reicht es nicht und das ist gut so.

Die zweizige Frage, die mich beschäftigt, ist, warum ich so oft statt „ist“ „ich“ schreibe, diesmal sogar statt „die“? Aber auch das beschäftigt mich nichteinmal kaum am Rand. Ihr glaubt, ich kann das nicht schreiben? Natürlich kann ich! Mein Gott! schreibe ich halt: ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich … . Und? Beweist es was? Nee! Gottlog ist mir das wurscht! So wenig Wissenschaft habe ich.
Nein, ich fühle mich wohl! Pudelwohl würde ich schreiben, wenn ich das Wort „Pudel“ mögen täte, aber ich mag es nicht. Weder als Kern, noch als nackt.

Ich fühle mich nun beängstigend wohl, habe jedoch keine Angst. Sollen die Götter ruhig neidisch werden, was kümmern mich diese Larven! Ich kämpfe auch mit dem Gott und ringe ihn nieder und stehle ihm seine Elektrizität.
Ich bin das Zentrum der Explosion.









(1./2.6.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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