1847 Frage an das All
Seit langem wieder habe ich über einem Buch im Bücherregal
(Knausgård, Kämpfen) eine
deutliche, blassgraue weißliche Flamme gesehen. Nur ganz kurz.
Und jetzt, wo ich es wieder und wieder probiere, tönt
verhalten und doch aufdringlich ein dumpfes Radiogespräch vom Lichtschacht
herauf, begleitet von Türenkleschen.
Ich liebe halt optische und akustische Randerscheinungen,
die suggerieren – ob zu recht oder unrecht – dass die Grenzen der Wahrnehmung
schon ausfransen.
Ich war beim Aufwachen ausgeschlafen und recht munter,
optimistisch und für meine Verhältnisse voller Tatendrang. Aber das Warten
darauf, daß die Küche frei wird und ich mir mein Frühstück bereiten kann, läßt
mir die Augen wieder zufallen.
Ich denke an das Haček,
das ich mir für unseren Schreibgebrauch so sehr wünsche! Nicht nur Šule – was für eine
Buchstabenersparnis! - und Čick,
sondern auch gsch! Gsch! - um jemanden zu vertreiben – könnte man ĝ! ĝ! Schreiben (umdrehen! umdrehen!), oder gar xˆ! ˆx! - ihr wißt schon, wie ich's meine! Šeiße sowieso. „Schön“
würde ich trotzdem schön schreiben.
Im Entfernungszoom bin ich plötzlich im Ministerium für
Kunst. Eine Tür öffnet sich, die zur Tarnung und Täuschung die Türschnalle an der
Scharnierseite montiert hat, und es wird mir ein kleiner, warmer, gelb
beleuchteter quadratischer Raum gezeigt - soweit ich sehen kann ohne Fenster –
mit Teppichen und Pölstern ausgelegt, mit Couchen möbliert, einladend,
gemütlich, geheim, ein wenig lustversprechend.
Die Küche könnte nun frei sein, aber ich bin schon zu müde
fürs Aufstehen.
Frage an das All: was mach ich, wenn ich Kinder nicht ver-,
sondern nur wöhne?
(27.5.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Mai 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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