Mittwoch, 20. Mai 2020

1839 Beichtzettel


Aaaaah! Ich sehe auf Facebook: jetzt werden alle geheimen hygienischen Schandtaten gebeichtet! Sehr gut! Ich mach gleich mit:

Ich habe nicht nur Messer abgeschleckt!
Ich habe vom Boden aufgeklaubt und gegessen!
Ich habe Nasenramm... na, des los i liaba!
Ich habe einmal in voller Absicht einen Holzwurm aus meinen Bodendielen geholt und bei lebendigem Leib geröstet und gegessen! (Und weil ich nicht daran gedacht hatte, ihm seinen Kopf samt Gedärm vorher abzuziehen, hat er ein wenig nach Sägemehl geschmeckt. Aber ansonsten recht gut, wie Kokos.)
Ich habe einmal ein paar lebendige Käfer hinuntergeschluckt, weil ich gelesen hatte, dass Indianer – den Stamm habe ich längst vergessen – behaupteten, damit könne man Regen herzaubern und ich zu faul war, den Dachgarten zu gießen! (Und? Hat's geregnet? Ja!)
Ich habe mehrmals – ich gebe zu, in krankenversicherungslosen Zeiten – meinen Urin getrunken, weil ich gehört hatte, es gäbe vorallem in Indien Leute, die sich so gesund halten!
Ich dusche in Coronazeiten nicht immer täglich!
Ich habe mich vor langer Zeit mehrmals nach himmlischen Liebesnächten von acht Uhr abends bis zwei Uhr früh absichtlich und tagelang dort unten nicht gewaschen, um mir den Duft der Lust und der Geliebten zu bewahren! (Die Welt drumherum war mir scheißegal!)
Ich habe schon vor Corona mich nicht nachhaltig genug gewehrt, wenn mir die Katze die Glatze ableckt und die Restbestände an Haaren putzt.
Ich habe … ich denke, das genügt!

Danke für die Gelegenheit zur öffentlichen Generalbeichte; ich fühle mich regelrecht befreit. Ego me absolvo!








(19./20.5.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Mai 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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