1866 Auf der Suche nach dem verlorenen Schlaf
Während ich schon zum Mittagsschlaf am Einschlafen war und –
die Augen zu – schon eingetunkt, reißt es mich plötzlich auf und ich sehe ein
kleines schwarzes Wesen zur offenen Balkontür hereinfliegen, den Plafond
entlang und hinter mir beim Nachtkästchen niedersinken. Ich sehe das, obwohl
ich mit meinem zur Balkontür gerichteten Gesicht nicht auf die Wand hinter mir
blicken kann.
Zuerst denke ich: eine Fliege! Dann: viel zu groß das Ding.
Dann: eine Hummel! Dann: immer noch zu groß und keinerlei Summen. Dann: eine
Feder? Ich setze mich auf, drehe mich um, schaue hinter das Nachtkästchen:
nirgends eine Feder.
Also muß es entweder ein magisches Wesen oder eine
Augentrübung gewesen sein. Fürs magische Wesen sprechen mein plötzlich
hellwaches Bewußtsein und der leichte Schock, der das ganze Geschehen begleitet
hat. Für die Augentrübung die Rationalität.
Ich stehe auf und suche nochmals sorgfältig und gründlich
den Bereich hinter, unter und um das Nachtkästchen und unter dem Bett ab:
nichts. Magie, Traumfetzen oder abgelöstes Netzhautflankerl.
Ich schlafe wieder ein und jetzt! Das Gleiche nochmals:
Gesicht zur Balkontür, eingetunkt, die Augen zu, plötzliches Aufreißen (oder?
Bleiben die Augen zu?), ein schwarzes Flugobjekt von der Größe eines Vogels
kommt bei der Balkontür herein, gleitet knapp unter dem Plafond entlang, bis
zur Wand hinter mir, wo es niedersinkt. Habe ich dabei die Augen wirklich
offen? Ich drehe den Kopf nicht und sehe trotzdem hinter mich. Oder bin ich
doch wach und doch aufgerichtet und habe den Kopf doch gedreht? Ich weiß es
nicht.
(6.6.2020)
©Peter Alois Rumpf,
Juni 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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