Mittwoch, 10. Juni 2020

1874 An der Schädeldecke


Auf meinem Schädel kribbelt die Kopfhaut hellwach und interessiert, bereit, die Wellen des Universums aufzunehmen. Ein gestoßener tiefer Seufzer (ähnlich denen, mit denen sich Kinder beim Beenden ihres Weinens wieder beruhigen) entringt sich meiner weit gemachten Brust - aber vom Weinen keine Spur. Ein tiefes, mehrfach Luft nachschöpfendes Gähnen dehnt Mund und meinen Bauch und macht mir den schönen guten Morgen spürbar.

Jetzt wachen meine Backenknochen auf und drücken sanft auf diese Weise mir ihr Dasein aus und auch ein wenig – mechanisch – auf die Tränendrüsen.

Jetzt wandert der leichte Druck zu meinen Ohren, besonders im linken spüre ich ihn wie einen Pfropfen, der sofort das Surren steigert und einen hohen, monochromen Ton erzeugt.

Nun aber scheint sich dieser Aufmerksamkeitsdruck aufzulösen und wandert nicht mehr weiter.

Doch! Auf der Schädeldecke entsteht er wiederum, beginnt, den ganzen Kopf mir einzuhüllen; der fühlt sich wie in Sandy's runder Glaskugel.

Die Wahrnehmungsspots wandern jetzt am ganzen Körper hin und her, gehen aus und wieder an – ich kann dem nicht mehr folgen.

Now wieder an der Schädeldecke und rieselt rundherum am Kopf herunter. Die Ohren neuerlich verpfropft.

Jetzt bin ich schon zu wach, um all das noch ganz deutlich sauber spür'n zu können.

Stimmt doch nicht ganz: denn es melden sich wieder einzelne Körperstellen. Sogar in leichten Schlaf versinke ich.

Alles genehmigt und von meinen innern Klägern und Richtern frank erlaubt! Dient ja auch der Text- und Wahrheitsfindung!











(10.6.2020)











©Peter Alois Rumpf,  Juni 2020  peteraloisrumpf@gmail.com

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