Mittwoch, 12. Februar 2020

1754 Alex, Katharina, Liliane, Albert, Arnold, Gerhard, Hubert, Cecily und ich


Jetzt sitz ich vor dem Katzschen Trio4. Bis jetzt bin ich daran vorbeigerannt. Aber bei einem Besuch hier hat mich meine Frau auf das Bild aufmerksam gemacht, indem sie ihr Gefallen geäußert hat. Grund genug für mich, es auszuprobieren. Das Licht hat mich auf dem Großen Bild rechts um die Ecke (Beach Stop) immer schon fasziniert, obwohl mich die Malweise nicht so angesprochen hat. Aber nun, vor den drei Frauenköpfen verweilend beeindruckt mich außerordentlich, wie diese flach gemalten Köpfe von innen leuchten und dadurch plastisch werden. Nein, nichts daran ist flach (im urteilenden Sinne), mit extrem reduzierten Mitteln, schlichteste Graphik, bescheidenster Farbauftrag, ein Meisterwerk!
Verdammt! Das Licht kommt wirklich von innen. Die Frau, die vorm Bild steht und das andere links um die Ecke photographiert, kann mit ihrem Kopf, nicht nur was die Größe betrifft, überhaupt nicht mithalten; der leuchtende Kopf über ihr erscheint viel wirklicher! Ich schaue das Bild an und bin schon in dem Traum! Säße ich nicht, mir würde schwindeln und es würde mich umwerfen, so eine Kraft geht von dem Bild aus.
Wie blaß und leer vergleichsweise die Frau ist, die jetzt in Bildnähe photographiert wird. Ich beschreibe es genauer: ich schaue auf das Bild: erster Eindruck: flach. Nach einer Sekunde verändert sich meine Wahrnehmung und die drei Köpfe werden dreidimensionale Er-Scheinungen.

Nun hocke ich in der geliebten „psychodelischen“ Ecke (Katharina Grosse, Liliane Tomasko, Albert Oehlen, am Rande noch zwei Richter, die mich sowieso nicht verurteilen)

(Es ist etwas eigenartig, auf einer der Rückenlehnen-freien und damit in zwei gleichwertigen Hauptrichtungen zu besitzenden Bänken zu hocken, während die flanierenden Besucher*innen in Arschhöhe an meinem Auge vorbei schweben. Ich kann mich schon halbwegs daran gewöhnen.)

Eine Aufseherin zeigt ihre Schulter auf einer Seite nackt; dann zieht sie das T-Shirt wieder rauf.
Kommt, ihr psychodelischen Bilder! Versetzt mich in einen Drogenrausch und hebt mich dabei aus meinem öligen-schmierigen bierdampfig rustikalen Fettbauch-Machismo!

Auch den Oehlen habe ich bisher eher ignoriert und er gefällt mir heute besser.
Optische Unregelmäßigkeiten treten schon auf: so hatte ich plötzlich den Eindruck, ich hätte mich verlesen und es steht Gehlen statt Oehlen dort neben dem Bild: so viel Macht hat meine ansatzweise soziologische Ausbildung vor vielen, vielen Jahrzehnten. Dabei ist der Oehlen gleicher Jahrgang wie ich! Wirken die Farbdrogen schon ein bißchen?

Der Typ, der seine leergesichtige Freundin vor und mit jedem Bild photographiert ist auch wieder da, aber jetzt gehen sie weiter und so kann ich mich vorm Scheiblschen R – vor mir – und Cecily Browns Kutteln mit Zitronen - hinter mir – niederlassen. Ich werde mich öfters hin und her drehen – und zwar elegant: die Beine in die Höh, meinen Hintern als Drehpunkt, ohne von der Bank aufzustehen. Die anderen Bilder hier interessieren mich nicht, außer das W.

Meine Gafferei abseits der Bilder bedeutet mir nichts mehr; es ist nur mehr ein leeres Ritual, das mir zunehmend fad wird. GottseiDank!

Ich betrachte die zwei Bilder, aber etwas neues, etwas, das ich dazu noch nicht gesagt habe, fällt mir nicht ein. Darum sitze ich einfach da, schaue sie an, und gehe dann wieder weiter.

Die zwei umgedrehten Bilder vom B gehen mir am A vorbei – wenn dem umgedrehten Typen wenigstens das Gemächt nach unten hängen tät! Blöder Trick! Halt! Stopp! Zensur! Wie kannst du es wagen … du bist viel zu ungebildet und verstehst nichts von Kunst! Also gut: zensuriert!

Ich bin wieder bei den zwei Sphinxen und den sogenannten Größen. Es ist ein solidärer Mann, der mich da anschaut. Zumindest posiert er so. Gäbe kein schlechtes Schriftsteller-Photo ab. Leichtgläubige ließen sich blenden.











(12.2.2020)










©Peter Alois Rumpf,  Februar 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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