1754 Alex, Katharina, Liliane, Albert, Arnold, Gerhard, Hubert, Cecily und ich
Jetzt sitz ich vor dem Katzschen Trio4. Bis jetzt bin ich
daran vorbeigerannt. Aber bei einem Besuch hier hat mich meine Frau auf das
Bild aufmerksam gemacht, indem sie ihr Gefallen geäußert hat. Grund genug für
mich, es auszuprobieren. Das Licht hat mich auf dem Großen Bild rechts um die
Ecke (Beach Stop) immer schon fasziniert, obwohl mich die Malweise nicht so
angesprochen hat. Aber nun, vor den drei Frauenköpfen verweilend beeindruckt
mich außerordentlich, wie diese flach gemalten Köpfe von innen leuchten und
dadurch plastisch werden. Nein, nichts daran ist flach (im urteilenden Sinne),
mit extrem reduzierten Mitteln, schlichteste Graphik, bescheidenster
Farbauftrag, ein Meisterwerk!
Verdammt! Das Licht kommt wirklich von innen. Die Frau, die
vorm Bild steht und das andere links um die Ecke photographiert, kann mit ihrem
Kopf, nicht nur was die Größe betrifft, überhaupt nicht mithalten; der
leuchtende Kopf über ihr erscheint viel wirklicher! Ich schaue das Bild an und
bin schon in dem Traum! Säße ich nicht, mir würde schwindeln und es würde mich
umwerfen, so eine Kraft geht von dem Bild aus.
Wie blaß und leer vergleichsweise die Frau ist, die jetzt in
Bildnähe photographiert wird. Ich beschreibe es genauer: ich schaue auf das
Bild: erster Eindruck: flach. Nach einer Sekunde verändert sich meine
Wahrnehmung und die drei Köpfe werden dreidimensionale Er-Scheinungen.
Nun hocke ich in der geliebten „psychodelischen“ Ecke
(Katharina Grosse, Liliane Tomasko, Albert Oehlen, am Rande noch zwei Richter,
die mich sowieso nicht verurteilen)
(Es ist etwas eigenartig, auf einer der Rückenlehnen-freien
und damit in zwei gleichwertigen Hauptrichtungen zu besitzenden Bänken zu
hocken, während die flanierenden Besucher*innen in Arschhöhe an meinem Auge
vorbei schweben. Ich kann mich schon halbwegs daran gewöhnen.)
Eine Aufseherin zeigt ihre Schulter auf einer Seite nackt;
dann zieht sie das T-Shirt wieder rauf.
Kommt, ihr psychodelischen Bilder! Versetzt mich in einen
Drogenrausch und hebt mich dabei aus meinem öligen-schmierigen bierdampfig
rustikalen Fettbauch-Machismo!
Auch den Oehlen habe ich bisher eher ignoriert und er
gefällt mir heute besser.
Optische Unregelmäßigkeiten treten schon auf: so hatte ich
plötzlich den Eindruck, ich hätte mich verlesen und es steht Gehlen statt
Oehlen dort neben dem Bild: so viel Macht hat meine ansatzweise soziologische
Ausbildung vor vielen, vielen Jahrzehnten. Dabei ist der Oehlen gleicher
Jahrgang wie ich! Wirken die Farbdrogen schon ein bißchen?
Der Typ, der seine leergesichtige Freundin vor und mit jedem
Bild photographiert ist auch wieder da, aber jetzt gehen sie weiter und so kann
ich mich vorm Scheiblschen R – vor mir – und Cecily Browns Kutteln mit Zitronen
- hinter mir – niederlassen. Ich werde mich öfters hin und her drehen – und
zwar elegant: die Beine in die Höh, meinen Hintern als Drehpunkt, ohne von der
Bank aufzustehen. Die anderen Bilder hier interessieren mich nicht, außer das
W.
Meine Gafferei abseits der Bilder bedeutet mir nichts mehr;
es ist nur mehr ein leeres Ritual, das mir zunehmend fad wird. GottseiDank!
Ich betrachte die zwei Bilder, aber etwas neues, etwas, das
ich dazu noch nicht gesagt habe, fällt mir nicht ein. Darum sitze ich einfach
da, schaue sie an, und gehe dann wieder weiter.
Die zwei umgedrehten Bilder vom B gehen mir am A vorbei –
wenn dem umgedrehten Typen wenigstens das Gemächt nach unten hängen tät! Blöder
Trick! Halt! Stopp! Zensur! Wie kannst du es wagen … du bist viel zu ungebildet
und verstehst nichts von Kunst! Also gut: zensuriert!
Ich bin wieder bei den zwei Sphinxen und den sogenannten
Größen. Es ist ein solidärer Mann, der mich da anschaut. Zumindest posiert er
so. Gäbe kein schlechtes Schriftsteller-Photo ab. Leichtgläubige ließen sich
blenden.
(12.2.2020)
©Peter Alois Rumpf, Februar 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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